Category Archives: Canada

Ein grosses Land, in dem es viiiiiel zu entdecken gibt. Anekdötchen drunter und drüber.

Schall und Rauch

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“Wo isch au de Wald hiicho… Näbel hesch en du eus gnoo…..”
Kennt jemand von euch noch das alte Lied zum Herbst aus der Primarschule? Diese Zeile fällt mir gerade ein, wenn ich heute Morgen aus unserem Fenster schaue. Nein, der Sommer ist noch nicht vorbei, dieser Dunst ist auch kein Nebel, der unseren Wald verschluckt, sondern Rauch. Jepp, es ist Waldbrand-Saison. Smoke on the water!
Entsprechend riecht es derzeit auch vor unserer Türe. Eigentlich sollten wir sofort mit unseren Räucher-Experimenten starten, wenn wir schon einen Gratis Räucherofen zur Verfügung haben…

Woher der Rauch kommt, lässt sich schwer sagen. Rund um uns herum sind mehrere Waldbrände im Gang (keine Angst, sie sind alle sehr weit weg), der Rauch von diesen Bränden kann vom Wind über tausende von Kilometern verteilt werden. Das näheste Feuer ist knapp 130km nördlich von uns, Soda Creek. Der Wind kam bislang allerdings eher aus dem Süden. In der Lokalpresse habe ich heute gelesen, dass es deshalb Rauch von grossen Bränden in den USA sein könnte (!). Fakt ist allerdings, dass wir derzeit von Wildbränden umzingelt sind, also auch wenn der Wind dreht (was er heute tatsächlich getan hat, er bläst jetzt aus West-Nord-West), irgendwoher kommt immer Rauch (konsequenterweise behaupte ich als Vollzeit-Besserwisserin, dass der aktuelle Rauch vor unserem Fenster vom grossen Feuer in der Nähe von Quesnel stammt).
Wer genau wissen will was wo brennt, BC Wildfires hat eine sehr gute Übersicht:

Wildfire

 

 

 

 

Trotz allem können uns auf unserer äusserst flachen Lichtung nicht beklagen. Die Ebene verhindert, dass sich der Rauch ansammeln könnte. In 100 Mile House vorne ist es zum Beispiel viel schlimmer, der Ort liegt nämlich in einem Kessel. Viele beklagen sich offenbar bereits über beissende Augen und Halsschmerzen (behauptet zumindest die Lokalpresse, ich mach jetzt mal keinen Feldversuch).

Dass es im Sommer brennt, ist hier normal. Nachvollziehbar bei so viel Nadelwald. Und mittlerweile glaubt ihr uns ja hoffentlich alle, dass es im Sommer auch in Kanada sehr heiss und trocken werden kann (sic!). Da genügt ein kleiner Funke und wham! Feuer lodert.
In diesem Jahr ist es speziell heiss und trocken (wir hatten letzte Woche Allzeit-Rekordtemperaturen von über 34°C, normal sind im Juli 24°C). So ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass ab sofort ein komplettes Feuerverbot in der ganzen Provinz gilt und zwar bis zum 30. September. Somit wurde aber leider auch unsere Grill-Feuerstelle vorzeitig in die Sommerpause geschickt… Und komplett ist hier wirklich komplett. Verboten ist ab sofort jedes offene Campingfeuer, jede Kerze, Himmels-Laterne, Feuerwerk, Fässer zum Papier verbrennen, Cheminée, allesallesalles. Gilt auch nicht nur auf öffentlichem Grund oder im Wald sondern auch in jedem privaten Hinterhof, Garten etc. Eine Ausnahme gibt es: erlaubt sind kleine Gasbrenner, schliesslich müssen all die Campingtouristen ja auch was essen. Aber diesen Sommer ist nix mehr mit Cervelat am Stecken dunkelschwarz bräteln… Jä nu, gibt’s halt Wurstsalat.

In Sachen Wildfeuer produzieren die Kanadier auch viel Schall, denn da kennen sie absolut kein Pardon. Das Feuerverbot wird streng überwacht und zwar per Flugzeug. Wirst du erwischt, wird es teuer!!
345 Dollar Busse gibt’s sofort, landest du vor Gericht kostet es bis zu 100’000 Dollar und möglicherweise musst du sogar für ein Jahr ins Gefängnis. Hast du einen Waldbrand ausgelöst, so gibt’s nochmals 10’000 Dollar Busse und du musst zudem die ganzen Löscharbeiten berappen. (Jaja, keine Kuschelpolitik!)

UnbenanntDie ganze Waldbrandgeschichte hat aber auch lustige Seiten. Zum Beispiel haben wir ein hübsches, neues Symbol im Wetterbericht entdeckt, es bedeutet “widespread smoke” – viel Rauch:

 

 

Und das allerschönste: Rauch in der Luft sorgt für sagenhafte Sonnenuntergänge…

^esther

 

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Bridge reloaded – bzw. unloaded

Erinnert ihr euch noch an unserer wunderschöne Brücke, die wir eines kalten Tages im Februar gebaut hatten, damit Andy mit seinem Hundeschlitten darüber flitzen kann?
Sonst klickt zur Erinnerung mal hier drauf: How To Build A Bridge For Dummies.

Nun, wir erinnern uns noch sehr gut an die Brücke, hat uns schliesslich viel Schweiss und Arbeit gekostet. Wie wir darum kürzlich in dieser Gegend waren, dachten wir, wir könnten unserer Brücke doch mal wieder ein Bsüechli abstatten. Schliesslich waren wir extrem neugierig, wie es dort im Sommer aussieht, kennen wir die wunderschöne Lichtung doch nur unter einer dicken, weissen Schneedecke und bei – 30 Grad.

Diesmal waren es lustigerweise + 30 Grad (ein Zufall, wirklich!), wir kamen also ziemlich verschwitzt bei der Brücke an. Brücke?

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Tja, da hatte wohl nicht jeder so viel Freude an unserem Projekt wie wir.
Egal, im nächsten Winter machen wir sie einfach wieder hin. Ätsch!

^esther

 

Vom sterbenden Schwan zur Thron-Königin

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Es ist soweit, Besuch aus der Schweiz! Premiere auf unserer neuen Matratze (sie sei sehr bequem, heisst es). Eingeschlafen wurde sie von unserer heissgeliebten Sändra aus S. In der Schweiz hat sie grad frisch gezügelt, sie kennt unsere Küche jetzt besser als ihre eigene.

Aber von Anfang an. Angekommen ohne Gepäck (schiss British Airways) hat Sändra die lange Reise nach 100 Mile House soweit gut überstanden. Wir sagen soweit, weil ganz gut wäre gewesen, wenn sie die Bazillen im Flugzeug oder zumindest im Greyhound zurückgelassen hätte. Hat sie aber nicht, und so verbrachte sie die ersten 4 Tage wie Dornröschen im Dauerschlaf. Da das Fieber leider nicht von alleine sinken wollte, musste Hilfe her. Ein Prinz war dummerweise nicht in Sicht, aber eine nette Frau Doktor. Es gab dann halt auch keinen Kuss, sondern ein Pillendösli, dafür eins mit persönlicher Anschrift. Hey, so ein Souvenir hat nicht jeder!
Uns allen war es aber viel lieber, als Sändras Gesicht (Penicillin sei dank!) langsam von käsig weiss, auf blass rosa wechselte, und der Dauerschlaf von einigen Wachphasen unterbrochen wurde. Richtig glücklich waren wir, als wir Dornröschen endlich von ihrer neuen Lieblingsmatratze weg in die Natur hinaus locken konnten. Zum Aufwärmen gab es gleich eine kleine Turnübung mit dem Slow-Schild. Schien zu helfen, ein erstes Lächeln war zu sehen, das Gesicht wurde wieder rosig.

Kaum genesen hiess es darum “Hopp! Hund fassen! Jetzt geht’s ab in den Wald.”
Als erstes führten wir sie zur Trapperhütte, Sändra’s zu Hause für die nächsten paar Tage. Nicht sehr luxuriös aber sehr schön gelegen.

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Dort angekommen wurden zuerst ein paar köstliche Spezialitäten von good, old Switzerland ausprobiert. Mmmhhhh (Wir verschweigen jetzt, dass das Pack bereits abgelaufen war… zu Tode gespart quasi von unserem Sugar-Sheriff).

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Und wie es sich für so eine Hütte gehört, meldete sich bald auch die ” Hexe”.
Oder ist es Hänsel? Knochenfingertest zeigt: mehr Futter muss her!

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Also ab ins Shopping-Paradies 100 Mile House. Dort musste sich Sändra mit genügend Vorräten für ihr Hüttenabenteuer eindecken. Das erste Ziel hiess: Save-On-Foods.

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Ihr merkt es schon, wir waren sehr beschäftigt. Nichts mit easy, “Schoggi”-Ferien! (Wobei…. Schoggi wurde sehr viel gegessen, wie ihr vielleicht auch schon erkannt habt. Vor allem Crémant. Im Frey Röll sini Crémant isch eifach “S beschte wos je hets gits”!!)

 

 

 

 

 

Wie wir schon in der Zivilisation waren, gehörte als zweites ein kurzer Abstecher in ein hochstehendes kanadisches Traditionslokal dazu. Et voilà. Bitte die grosse 20er Packung. (Strawberry ist nicht lecker, wir empfehlen einstimmig “Birthday-Cake”).

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Gesund gestärkt konnte unsere gute Sändra endlich richtig in ihr Outdoor-Abenteuer starten. Und Stärke war dringend nötig, denn auf den Hüttentest folgte sogleich der Campingtest. Wir bestätigen mit Freude Sändra’s Campingtauglichkeit ist 1A, inklusive Plumpsklo. Bei so viel Talent konnten wir das Niveau sofort steigern und weitermachen mit Bergsteigen. Auch hier, Tauglichkeit hervorragend. Sändra hat sich nichts von ihrer erst gerade überstandenen Bazillen-Schläfrigkeit anmerken lassen auch wenn sie ab und zu heimlich geflucht hat. Wir haben es natürlich schon gehört, aber grosszügig ignoriert und mit Schoggi und grillierten Marshmallows wieder gut gemacht. A propos Marshmallows: nicht alle Kanadier mögen grillierte Marshmallows. Offenbar. Auch nicht, wenn sie ganz alleine am zelten sind neben uns. Offenbar. Und Frank heissen. Offenbar. Wir sind jetzt noch beleidigt. Imfall. (@Frank: Yes, we are!!) Will de doch lieber go schlofe….
Unbedingt erwähnen möchten wir an dieser Stelle noch die zwei Bebbi-Chlöpfer, die Sändra mit viel Angstschweiss über die Grenze gebracht hat. MERCI!!! Sie schmeckten am besten leicht angekokelt (stimmt nicht, ich will keinen Kohlensack!).

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Die Stimmung unserer Ex-Kranken wurde von Tag zu Tag besser. Der Muskelkater löste die Halsschmerzen ab, die Siege beim “Jokern” entschädigten für die Wanderanstrengungen, die sie die nächsten Tage erwarteten. Sändra war nämlich bald bereit für die Prüfung aller Prüfungen des richtigen Buser-Kanada-Abenteurs: Der Trophy Mountain. 2h hoch, 1h runter zum wilden Campingplatz (mümmir würklich dört abe und wieder ufe????) Ja, müssen wir und vor allem wieder 2h den Berg runter zum Auto. Das Ganze bei praller Sonne und 30 Grad. Sonnenbrand? Natürlich. Die Sonnencrème nützt ja auch nichts mehr, wenn man sie im 10-Minuten-Takt mit Mückenmittel überschmiert…. Aber man muss sich hier halt für ein Übel entscheiden. (Schiss-Mügg!)

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Bevor wir nun zu Sändra’s letzten Abenteuern kommen, müssen wir eine weitere Klammerbemerkung anfügen, sie hat sich nämlich noch zur Ko-Autorin der überarbeiteten Ausgabe dieses Buchs gemeldet. Bravo Sändra! Jeder fängt mit einem Haufen an.

Weiter im Text. Wo waren wir? Ah ja, beim Abstieg vom Trophy Mountain. Beim Auto angekommen, mussten wir laut lachen, hat uns (Frank?) doch tatsächlich eine kleine Botschaft hinterlassen:

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Leider war es bereits Zeit, um das Zelt abzubrechen und wieder zurück zur Basis zu fahren. Fitbit-Abrechnung unseres Camping-Trips im Wells Gray Park: 15.15km + 12.82km + 18.26km = Halleluja!! Nach so viel Anstrengung hat sich Sändra eine Auszeit wohl verdient. Es folgte ein Tag mit Gartenpflege, Gemüse einkochen, Halbfinal gucken und nur 1h laufen. Also fast nichts.

Hätte Sändra gewusst, dass der Weg zum Helena Lake noch einmal mehr als 15km zu Buche schreiben wird, wäre sie heute wahrscheinlich auch zu Hause geblieben. Immerhin hat sie diesmal Ziehhilfe erhalten von Schlittenhund Xena und darum nur halb so viel gejammert. Ok, vielleicht lag das Jammern auch eher daran, dass Esther nicht mehr ganz sicher war wo der Weg durch ging, und Sändra bereits fürchtete für immer und ewig im Busch verschollen zu bleiben und als Znacht der Bären zu enden.
So weit kam es zum Glück nicht, der Weg war richtig, und Roland wartete wie abgemacht mit dem Zmittag am See.

So. Was fehlt noch? Ah ja – der Coupe Dänemark mit der letzten Tafel von Rölls heiliger Crémant. Den machen wir nämlich jetzt. Und sagen drum: AdéMessi.

^sändra, roland, esther
Ps: Die wahre Geschichte kann Sändra viel besser selber erzählen.
Am Sonntag um 17:15 Uhr landet sie in Basel 🙂

WE MISS YOU jetzt scho…

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Komplett abgeschieden in der Natur – Discovery Channel, Part 2

2014-06-22_0017-2014-06-22_0020_1024x207Wir sind mal wieder dem Schlittenhunde Trail nachgelaufen. Beziehungsweise dort durchgelaufen, wo wir im Winter (vermutlich) mit den Schlittenhunden über den Schnee geflitzt sind, von Trail war da nämlich keine Spur mehr. Noch vor zwei Monaten hat man den Trail ganz klar gesehen (zur Erinnerung, damals haben wir Knochen gefunden), mittlerweilen sind nur noch unsere Erinnerungen an den Weg übrig und ein paar gelbe Bändel, die Rainer zur Orientierungshilfe angebracht hat. Unglaublich wie sich die Natur in nur wenigen Monaten komplett verändert hat. Eine andere Welt.

2014-06-22_0010-2014-06-22_0014_1024x187So viele Veränderungen machen das Forscherherz natürlich neugierig, darum haben wir für euch ein paar Fakten zusammengesucht. Über Britisch Kolumbien und die Schweiz.
Zuerst einmal in Bild (merke: der Massstab stimmt! Roland hat nämlich gerechnet, nicht ich)

canada_british_columbia_relief_location_map_switzerland_1024Wenn wir sagen “hier ist alles viel grösser! Man hat soooooo viel Platz!”, dann ist das wirklich nicht übertrieben. B.C. ist zwar “nur” doppelt so breit wie die Schweiz, aber trotzdem fast 23 Mal so gross.
Bitteschön, Zahlenbeweis:

    Schweiz:

  • 348km von Westen nach Osten (an der breitesten Stelle)
  • 41’285 km2 Fläche
    British Columbia, Kanada:

  • 700km von Westen nach Osten (US Grenze im Süden)
  • 944’735 km2 Fläche

Wir Schweizer teilen die winzige Fläche mit über 8 Millionen Köpfen, BC-Kanadier lediglich mit halb so vielen und 2/3 dieser 4 Millionen stammen aus Asien und leben in der Ecke unten links, in Vancouver und Umgebung (die Bevölkerungsverteilung stimmt, das mit der Nationalität ist hingegen ein bisschen frisiert, aber es kommt einem schon fast so vor).
Alles hinter Vancouver (also da wo wir sind) ist praktisch leer. Dafür teilen sich die BC-aner ihren Platz mit umso mehr Bäumen. 44% von BC ist Wald, 90% dieser Bäume tragen Nadeln. Zum Vergleich die Heimat: 32% Wald (der grösste Teil davon im Jura und auf der Alpensüdseite), 67% Nadelholz. Wo bei uns kein Wald ist, steht ein Berg oder ein Haus. Wo in BC kein Baum steht ist entweder Gletscher, Tundra, Wüste (kein Witz, das gibt es 300km südlich von uns bei Kamloops, sieht aus wie in Texas), Prärie oder Sumpf. Wetlands. Spielwiese der Biodiversität. Was da alles kreucht und fleucht und spriesst und blüht!!! Aber eben… Wet-lands. Nass-Land.
Genau da führte unser Weg durch…
Gummistiefel ahoi!

^esther

PS: HD! Mal wieder öppis für die grosse Röhre 🙂

Mirza! Schnauze weg von unseren Pflanzen!

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Wir haben seit ein paar Tagen einen neuen Zaungast. Bis vorgestern sahen wir erst seine Fussabdrücke im Dreck. Gestern ist er noch vor uns davon gerannt, aber seit heute leckt er sich nur noch die Schnauze, wenn wir ans Küchenfenster klopfen und frisst gemütlich weiter. Hagebuttenblüten, Grashalme, Kräuter, als gäbe es im Wald nichts zu fressen!
Während draussen also genüsslichst Grünzeug geschnaust wird, wächst drinnen die Panik um Blumenkisten und vor allem ERDBEEREN! Unsere erste Frucht in diesem Jahr ist nämlich schon halb reif. Wehe du traust dich, frecher Bock. Weeeehe!
Seit heute heisst er darum Mirza. Mirza, kennsch?!?!!?

^esther

Rund um uns herum – Tierisches

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Die Welt, in der wir uns befinden ist äusserst lebendig. Das haben wir euch ja schon oft erzählt. Nun ist es uns endlich gelungen, ein paar spezielle Exemplare dieses Gekreuchs und Gefleuchs für euch festzuhalten. Zu bannen auf Fotos und Film und dies alles zu einem neuen Film aneinander zu reihen. Jö-Effekt garantiert!

Jö-Effekt Nummer 1: Mein allergrösster Favorit, der klitzekleine Hummingbird (Kolibri). Wirklich wahr, Kolibris leben hier in Kanada und zwar ziemlich viele davon. In diesem Jahr soll es sogar eine halbe Invasion sein sagt man sich in 100 Mile House. Wenn ihr jetzt ungläubig den Kopf schüttelt und denkt, wir hätten wohl die falschen Beeren gegessen, dann seid ihr nicht die einzigen. Im letzten Sommer noch hat mich mein geliebter Ehemann auch ausgelacht, wie ich mit dem Hummingbird-feeder heimkam, die Plastikkugel mit Zuckerwasser füllte und vor unsere Tür hängte. “Was isch das???” – “En Hummingbird-feeder. Kolibri Lockbaum.” “Ja genau. Kolibri. Ameisibaum wohl ehnder, muahaahaaa!” (öppe so). Aber dann, keine zwei Stunden später, was hören wir? Bzzzzzzzzzzzzzzz.Bzz.Bzzzzzzzz.Bzzzz.Bz (etwa in der Lautstärke einer Riesenhummel) – ein klitzekleines Vögelchen zuckt vor dem Hummingbird-feeder. Fliegt hin, steht in der Luft still, steckt sein Schnäbelchen in die Plastikblume des Lockdingsbums und labt sich genüsslichst am Zuckerwasser. Den ganzen Sommer über konnten wir die Kolibris beobachten und inzwischen sind wir also beide grosse Fans dieser kleinen Vögelchen. Natürlich haben wir auch in diesem Jahr unseren Hummingbird-feeder sofort wieder gefüllt und aufgehängt und prompt wird er wieder fleissig angeflogen. (Der Feeder ist uns etwa 10mal eingefroren, darum hängt inzwischen bereits die zweite Generation, für $3 kannst du nicht viel erwarten…).
Wir sind jedes mal verzückt, wenn wir das unverkennbare Summen der Flügelchen hören. Und wir sind zutiefst beeindruckt, wie laut dieses Summen ist, wir hören die Kolibris nämlich sogar durch die Fenster, wenn sie unsere Futterstation anfliegen. Wirklich Jöööööö!

Jö-Effekt Nummer 2: Murmelis. Sind einfach glatte Kerlis die zwei. Immer aktiv: Loch rein, Loch raus. Rauf auf den Zaun, runter vom Zaun. Aufstehn, hinhocken. Aufstehn, in die Kamera gucken, hinhocken. Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Ich will auch ein Murmeli sein.

Jö-Effekt Nummer 3: Die Eule. Ist vielleicht eher ein Wow!-Effekt. Wirklich süss ist die Eule ja nicht, aber dafür sehr eindrücklich. Wir haben sie schon im März rufen gehört. Ab und zu flog sie vor unserem Fenster durch und jagte die ersten Mäuse, die sich unter der Schneedecke hervortrauten. Dann haben wir sie längere Zeit nicht mehr gesehen, bis sie eines Abends plötzlich wieder beim alten Kuhgatter sass. Da lässt Roland alles stehen und liegen, schnappt sich sofort die Kamera und pirscht sich auf leisen Sohlen so nahe wie möglich an das Tier ran. Naja… das mit dem Pirschen üben wir noch ein bisschen. Indianer Trampelfuss. Egal, die Eule schien sich nicht daran gestört zu haben, vielleicht hat sie ihn im Wind aber auch einfach nicht kommen hören. Ein bisschen Jö hat es aber auf jeden Fall hier drin: guckt euch mal die Kopffedern an, wenn sie der Wind zerstrubbelt…

Jö-Effekt Nummer 4: das ist was für fortgeschrittene Tierfreunde. Kein klassisches Jöö. Eigentlich wollten wir an diesem Tag den Biber filmen (der wäre ein grosses Jööö gewesen). Doch der Biber hat sich lieber im Bau vergnügt und sich nicht einmal für unserer Kamera blicken lassen. Dafür ist dieses Tier ganz unverhofft vor die Linse gehüpft: es hat einen langen Schnabel und einen roten Kopf. Zuerst sieht man es nur von fern, dann immer näher, bis es vor uns steht: ein Kranich.

Wenn ihr euch jetzt den Film anguckt, dann denkt daran: die Liste oben richtet sich nach Jö-Effekt nicht nach Reihenfolge im Film.
Aber jetzt fertig gschnurret: Film ab!

The Busers

Green Revolution – ein Update aus dem Gartencenter Buser

BeetAll in! Sie sind im Boden. All die Bohnen-, Gurken-, Zucchini-, Kürbis-, Kabis-, Randen-, Peterli-, Schnittlauch-, undsoweiter-Pflänzchen, die wir seit März (!) mit sehr viel Liebe und Aufwand grossgepäppelt haben.
Höchste Zeit für eine kurze Übersicht der ersten Erkenntnisse aus der Gartenwelt:

Erkenntnis Nr 1:
Gärtnern ist eine Wissenschaft. Rocket Science. Moll, würklich. Spätestens am Ende dieses Artikels werdet ihr mir glauben.

Erkenntnis Nr 2:
Das Wetter im Cariboo ist auch eine Wissenschaft für sich. Rocket Science 2. Ich versteh’s nämlich immer noch nicht. Letzte Woche sind unsere Pflanzen fast verdörrt, jetzt haben wir Dauerregen.

Erkenntnis Nr 3:
Gärtnern braucht Geduld. Sonst kann es sehr schnell sehr aufwändig werden….
In meinem Fall resultierte die mangelnde Geduld (sic!) in viel zu früh gezogenen Samen (März). Diese erhielten in unserer Stube natürlich viel zu wenig Licht, davon kriegten die Sprösslinge lange Beine (für Nichtgärtner: die Stängel werden viel zu lange, die Pflanze fällt fast aus dem Töpfchen und ist unglaublich schwach), warum ich sämtliche Pflanzen anfang April sehr aufwändig retten musste (remember die Aktion “Rettet die Ernte!”). Zum Glück haben fast alle die Umtopferei überlebt (bis auf den Salat, der hat sich komplett verabschiedet…)
Das aber wiederum hiess, dass die Pflanzen immer noch über einen Monat lang durchgepäppelt werden mussten (He ja, hier darf man erst Ende Mai raus setzen. Esther! Hab ich dir doch gesagt!). Durchpäppeln allein ginge ja noch, aber unsere Pflanzen waren natürlich Stubenhocker, sprich sie mussten erst noch abgehärtet werden, bevor sie rausgepflanzt werden konnten. Zwei Wochen lang haben wir also sämtliche Sprösslinge jeden Morgen aus der Stube auf die Terasse getragen und am Abend alles wieder zurück. Danach schalteten wir auf Stufe 2 des Abhärtungsmarathons: Pflanzen übernachten nicht mehr in der Stube, sondern im Workshop (da ist es in der Nacht bereits kühler, aber kein Frost mehr). 3 Wochen lang immer noch jeden Morgen alle Pflanzen raus an die Sonne und am Abend wieder rein (mein Schrittzähler hat sich vor Freude überschlagen).
Nun, es hat geholfen, letzte Woche habe ich alle Pflanzen definitiv ins Beet gepflanzt und tatsächlich haben fast alle Pflanzen den letzten Umzug überlebt. NUR: die Pflänzchen, die wir so aufopfernd während fast 3 Monaten gehätschelt und getätschelt haben, sind unterm Strich nicht wesentlich grösser als ihre Kollegen, die ich mitte Mai direkt ins Beet gesät habe.
Pffff!! Spinat werde ich also NIE MEHR im Voraus hochziehen!!!

Erkenntnis Nr 4:
Behandle niemals alle Pflanzen gleich!
Erkenntnis Nummer 3 gilt nämlich nicht für Zucchini, Kürbis und Bohnen. Diese Setzlinge sind dank unserer Päppelaktion jetzt schön gross und fett und werden hoffentlich schnell weiterwachsen und bald viel Gemüse produzieren.
Beim Lauch und Kabis hat sich die Zucht insofern auch gelohnt, da diese Pflanzen soooooooooo langsam wachsen, dass ich noch nicht dran glaube in diesem Jahr überhaupt etwas ernten zu können….

Erkenntnis Nr 5:
Weniger ist mehr.
Da ich (wie bereits mehrfach erwähnt) nicht besonders geduldig bin, habe ich mitte Mai fleissig Salatsamen im Beet verstreut, aus lauter Panik, dass der Sommer zu kurz sein könnte und da die Salatsetzlinge meine Rettungsaktion im April leider nicht besonders geschätzt haben.
Man Salatweiss ja nie was wächst, so dachte ich, lieber z’vill als z’wenig.
Nun, Salat wächst hier wunderbar. Das heisst, ich habe jetzt etwa 100 munter und dummerweise eben synchron wachsende Salatsprösslinge. (Braucht jemand Salat? Nur vorbeikommen, in ca 2 Wochen ist er ready.)

Weniger ist mehr gilt auch für Zucchini und Kürbis, diese Pflanzen brauchen nämlich enorm viel Platz im Beet (jeweils ca. 1 m2 pro Pflanze) sind aber auch sehr ertragreich. Ich habe gelesen, dass eine gesunde Zucchinipflanze genug Ernte abwirft, um eine durchschnittliche Familie zu ernähren, in unserem Fall sollten 3 Pflanzen also reichen. Ich habe aber 8. Und ich habe dazu auch noch mindestens 10 Kürbispflanzen (Spaghetti-Kürbis, oranger Knirps, Butternuss und Buttercup. Wir mögen sie halt alle so schampar gern….) Jetzt für die Mathematiker unter euch: das gesamte Beet, das wir bepflanzen können, misst ca 4m x 8m. Richtig, ich könnte theoretisch das halbe Beet nur schon mit meinen Kürbis- und Zucchini-Setzlingen füllen. Was wir logischerweise nicht wollen, denn wofür haben wir sonst all die anderen Pflanzen wochenlang rein und raus getragen!
Ein Teil wurde jetzt verschenkt, der Rest wird wahrscheinlich in unserem Guerilla-Garten am Wiesenrand landen. (Guerillia-Garten = Pflanze in unbehandelten Boden setzen, nicht gross pflegen und mal schauen, was passiert. Survival of the fittest!)

Erkenntnis Nr 6:
Gärtnern braucht viel Zeit.
Die ganze Aufpäppelaktion, dann die Rein-und-Raustragerei, die Setzerei der Pflanzen im richtigen Abstand, die Giesserei (wenn es hier einen Tag lang nicht regnet ist die Erde bereits staubtrocken! Im Moment haben wir aber eher das Problem von Dauerregen…), die Unkrautjäterei (immer gut aufpassen, das Unkraut und die jungen Pflänzchen sehen sich zum Verwechseln ähnlich!), etc. pp.
Zeit, die wir sehr gerne investieren und bei schönem Wetter macht es auch unglaublich viel Spass! Wären da nicht diese …-Viecher…..

Erkenntnis Nr 7:
Gärtnern braucht viel Mückenspray.
Wir hatten in den letzten Tagen wirklich sehr viel Regen (was natürlich toll ist, dann müssen wir nicht giessen) aber es ist gleichzeitig auch relativ warm. Mistviecher, verdammte! Besonders aktiv sind die lästigen Biester am späteren Nachmittag oder kurz vor einem Gewitter, nein, eigentlich immer dann, wenn ich im Garten bin. Sie lieben Finger, Stirne, Hals, Schultern und besonders diesen Streifen Haut zwischen Hosenbund und Pullover, wenn der Gärtner in der Hocke Unkraut ausrupft.

Erkenntnis Nr 8:
Auch gleiche Pflanzen sind nicht gleich.Kartoffeln
Ich habe 5 Reihen Kartoffeln angepflanzt.
Gleichzeitig. Nach dem gleichen Prinzip. Die gleiche Erde. Gleich viel Wasser. Gleiches Klima. Eine Reihe wächst. Die anderen 4 nicht.
Wenn jetzt irgend jemand noch an Erkenntnis Nr 1 zweifelt, dann bitte sofort herkommen, deine Hilfe kann ich brauchen!!!

^esther

 

Ein Nachwort noch zu unserem Rhabarber, er wächst! Gestern habe ich die Blüte rausgebrochen, damit die Pflanze alle Kraft in die Stängel stecken kann. Nächste Woche werden wir ernten können 🙂