Monthly Archives: October 2014

Green Revolution – The End

Die Gartensaison 2014 ist vorbei.
Definitiv.
Seit heute Morgen.

Nein, das Enddatum haben wir nicht selber bestimmt, da ist uns jemand zuvorgekommen:

Garten Ende_alles_1_1024 So geht es halt, wenn Esther zu faul ist das Beet weiterhin jeden Abend zuzudecken
– “Die Pflanzen, die noch drin sind, sind alle kälteresistent! Wirklich! Wir können uns die Mühe sparen!” –
und Roland auf der anderen Seite findet, es sei noch zu früh um alles abzuernten
– “Lass uns doch mindstens noch warten bis am Mittag, dann haben wir auch Zeit den Nüsslisalat zu rüsten. Oder noch besser bis Morgen, vielleicht wächst ja noch ein Blättchen mehr!” –

Wie heisst es so schön? Wenn sich zwei streiten, freut sich das …..

Garten Ende_rehspuren_1_1024… freut sich das Reh. Genau.

Frech, Frech, Frech.

Bye bye Kale-Chips,
au revoir kälteresistenter Nüsslisalat,
tschüss Mangold-Wähe,
wie habt ihr uns frisch und knackig auf dem Teller gemundet!
Ab jetzt gibt’s nur noch Gerettetes aus der Tiefkühltruhe.

Wir geben zu, es hat saubere Arbeit geleistet, das gierige Tierchen. Hat nur weggeknabbert, was wirklich saftig war und vor allem leuchtend grün. Der Lauch hat ihm offenbar nicht so geschmeckt. Klar, unser Garten muss in Rehaugen wie eine Leuchttafel gewesen sein, vergleicht mal unser Gemüse mit der vertrockneten Wiese rundherum (also Gemüse… die traurigen Reste, die davon noch übrig sind).

Garten Ende_kale_1_1024 Garten Ende_kale_2_1024 Garten Ende_leeks_1_1024Tja… so ist das Gärtnerleben im kanadischen Nirgendwo. Zuerst knabbern einem die Mäuse alles Unterirdische weg und dann vernichtet das Reh das Oberirdische. Ist gut, der Wink ist angekommen. Heute Nachmittag machen wir den Garten dicht. Merci.

Ein Exgüsi ist noch für die Hühner: das Reh hat an den Stängeln leider nicht mal mehr genug Grünzeug für euch übrig gelassen. “Teilen” ist in der Wildnis offenbar nicht so verbreitet.

^esther

Ps: Weil es unsere erste Saison mit eigenem Garten war, das ganze Vergnügen zur Erinnerung gebündelt.
Bitteschön:

O’pflanzt is
Green Revolution – Ein update aus dem Gartenzenter Buser
Green Revolution – update
Plagegeister
Green Revolution – The End

Absolute Glückseligkeit….

… hat seit gestern 10 Buchstaben. Haha, ratet mal! Nein, es hat nichts mit Nachwuchs zu tun. Die absolute Glückseligkeit ist mein nigelnagelneuer S.C.H.L.A.F.S.A.C.K. Wärt ihr nicht drauf gekommen, hä? I tell you why, dazu muss ich aber ein bisschen ausholen.

2014-10-17_0246-1024

Als wir im Frühling 2013 die Koffer für unser erstes Kanada-Abenteuer packten, fand ich (warum auch immer) meinen geliebten, uralten Daunenschlafsack nicht mehr (falls ihn jemand gesehen hat…?). Er hatte seine besten Zeiten zwar längstens überschritten, die meisten Federchen in Pfadizelten und Heustöcken verloren, aber es war trotz allem immer noch ein relativ warmer Schlafsack. Praktisch, wenn man Ferien in kaltem Klima plant. Doch da der alte Schlafsack wie gesagt spurlos verschwunden war, musste notfallmässig ein neuer her. Damals waren wir überzeugt, dass wir lediglich in unserem Auto schlafen wollten, es dort drin warm genug sei (läck waren wir naiv!) und so entschied ich mich für die Variante billig, handlich, dünn. Fehler. Grosser Fehler. Ich erinnere mich an genau zwei Nächte, in denen ich nicht gefroren hätte. Trotz Mütze, Handschuhe, Rollkragen, Wollsocken und Innenschlafsack. Der “point of no return” kam diesen August, als ich mit meinem Bruder Martin die Bowron Lakes bepaddelte und uns ein plötzlicher Wintereinbruch überraschte. In dieser eisigen Nacht habe ich mir sicher 100mal geschworen “Jetz isch fertig mit dem dünne Seich!!!” (das ist jetzt die zensierte Version)
Ein bisschen Geduld musste noch sein, aber seit vorgestern bin ich stolze Besitzerin der 1.6 Kilogramm schweren, daunengefüllten, absoluten Glückseligkeit in Orange mit blauem Reissverschluss.

Nun, eigentlich habe ich mein Glück ja den Lachsen zu verdanken. Die schwimmen derzeit zu Millionen vom Meer her die Flüsse hoch bis tief ins Landesinnere, um dort zu laichen und dann zu sterben. Ein Spektakel, das wir uns unbedingt ansehen wollten. Einer der berühmtesten Lachs-Beobachtungs-Plätze ist am Adams-River, kurz nach Kamloops. Kamloops? Das ist knapp 250km südlich von uns, da wo all die grossen Einkaufszentren sind. Tschegget? Kamloops + Einkaufszenturm = neuer Schlafsack für Esther. Wenn wir den Lachsen schon einen Besuch abstatten, so dachten wir, dann verbinden wir das doch gleich mit einer langen Wanderung, inklusive Übernachtung. Und so wurde der neue Schlafsack gleich probe-geschlafen. Bilanz: Ich will dieses superflauschige Ding nie mehr verlassen. Nie mehr. Ich lebe ab jetzt da drin.

2014-10-17_0198-2014-10-17_0202_1024Na gut, wandern im Schlafsack war dann doch keine Option, so realistisch war ich am nächsten Morgen trotz aller Glückseligkeit. So zogen wir also in “normalem Wanderoutfit” los zu den Fischen. Ich sage euch, die Lachse sind unglaublich eindrücklich! Wir haben Fische gesehen, riesig, knallrot, hunderte, tausende! Unten im Talboden war der grosse Adams River wie gesprenkelt. Derart viele rote Fische schwammen da drin. Alles Sockeye-Lachse. Und nicht nur da, bis zuhinterst in einem winzigen Bergbächlein waren sie. Einzig ein Biberdamm hat die Lachse in ihrer Wanderung gestoppt, solange noch irgendein Schlupfloch im Wasserlauf vorhanden war, 2014-10-17_0192-1024fanden wir Fische flussaufwärts. Sie sind alle die fast 500km vom Meer in Vancouver über den Fraser River bis hier hoch geschwommen, nur um zu Laichen und dann zu sterben. Viele Fische hatten den Zweck ihrer Reise auch bereits erfüllt, das war unschwer zu riechen, je näher man dem Flussufer kam. Für schwache Nasen ist der “Salmon-Run” also definitiv nichts! Es kann aber durchaus auch vorkommen, dass man eine Brise “verwesender Fisch” mitten im Wald abbekommt, weit vom Flussufer entfernt. Vögel, Bären oder andere hungrige Wildtiere verstreuen die Lachse nämlich gerne in grossem Umkreis…

Unsere Wanderung dem Lachs-Fluss entlang war aber auch noch aus einem anderen Grund unglaublich eindrücklich: ich glaube wir haben noch nie derart viele verschiedene Pilze gefunden! Unser bekannte Slippery Jack war da, aber auch Röhrenpilze, Trompeten, Baumpilze, in Haufen, einzeln, alles! Da sieht man mal wieder was es ausmacht, wenn es in einer Gegend etwas häufiger regnet. Unser Pilzmentor Gary hat wohl recht, es ist ein Jahrhundertpilzjahr! (Keine Angst, wir haben diesmal keine gepflückt, nur angeschaut und gestaunt.)

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Pilze, Fische und die absolute Glückseligkeit in Orange. Ich würde sagen, ein äusserst erfolgreicher Ausflug. Wohin gehn’ wir als nächstes?
^esther

 

Nachtrag von mir, Roland: “Es cha nie gnueg Bilder ha…!”

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Wandern…

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Pilze und noch mehr Pilze  🙂

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