Monthly Archives: April 2014

RhabarberRhabarber

RhabarberDa ihr uns auf Facebook ständig darauf aufmerksam macht, dass in der Schweiz die Rhabarber-Saison gestartet ist, haben wir jetzt auch Rhabarbern in unserem Garten.
Ja, die gibt es hier auch, die wachsen sogar wild, aber leider nicht vor unserer Cabin.
Zumindest gestern Morgen noch nicht. Jetzt schon 🙂
Jane und Rainer erinnerten sich eben noch sehr gut an diesen riesigen Rhabarberbusch hinter Cabin 12 in ihrem ehemaligen Ferien-Resort….

Gestern Morgen bin ich also zusammen mit Rainer nach Lac-La-Hache gefahren, ins Fir Crest Resort (das ist das ehemalige Resort von Jane und Rainer). Rainer musste ohnehin noch etwas an seinem Segelboot richten, das immer noch dort in der Garage steht (von Vorteil, das Resort liegt nämlich am Ufer eines grossen Sees mit viel Segelwind), es hat sich also gerade gut getroffen.
Das Resort steht seit einigen Jahren leer und entsprechend sieht es dort auch aus… Gras, Büsche, die dringend zurückgeschnitten werden müssten, der Sandstrand von Unkraut überwachsen, die Bretter vom Steg gebrochen, abblätternde Farbe, blinde Fenster, Türen, die schief in den Angeln hangen, auf der Sonnenterasse liegt Laub. Man kann den ehemaligen Glanz dieser Parkanlage immer noch fühlen, ihn zu sehen braucht aber sehr viel Phantasie….
Nun gut. Wir sind ja nicht hergekommen, um das Resort zu besichtigen, sondern um Rhabarbern auszugraben. Hinter Cabin 12 konnten wir leider nichts finden, aber hinter der Werkstatt war ein riesiger Busch. Bzw. der Ansatz davon. Die Rhabarbern hier haben erst gerade die Köpfe aus dem Boden gesteckt, von Stängeln ist noch nichts zu sehen. Umso besser, denke ich mir, wachsen sollen sie ja dann bei uns.
Schaufel, Pickel, los gehts.

Frage: wer von euch weiss, wie eine Rhabarberwurzel aussieht?
Mhm. Ich hätte vielleicht auch besser vorher mal nachlesen sollen… Was ich da in der Erde gefunden habe, hat meine Vorstellungen nämlich komplett über den Haufen geworfen. Ich hätte etwas Knollenähnliches erwartet. Oder einen kompakten Wurzelstock mit vielen Würzelchen, wie bei der Rose. Naja.. Jane sagte ja, es sei eine alte Rhabarber… aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet!
Ich sage euch, diese Wurzeln waren GIGANTISCH. Sicher 10 cm im Durchmesser, ausgestreckt über eine Fläche von vielleicht 3 Quadratmetern. Unmöglich, das an einem Stück auszugraben.
Ich will aber Rhabarber haben!
Und ich habe Rhabarber. Ein tiefer Seufzer und eine spannende Diskussion mit einer alten Dame später* wurden die Wurzeln gnadenlos durchtrennt, getrimmt auf transportierbare Grössen, in Säcke verpackt, auf den Truck geladen, nach Hause gefahren und dort wieder eingepflanzt. Ich hoffe jetzt einfach ganz fest, dass die Rhabarber zu diesen Urgewächsen gehört, die aus jedem klitzekleinen Stückchen regenerieren können….

Holz aalänge und immer viel Wasser geben.
Ihr werdet das Foto der ersten selbstgebackenen Rhabarberwähe zu sehen bekommen.
^esther

*alte Dame? Folgendermassen:
Wie ich da am Graben war, steht plötzlich ein älteres Paar neben mir. Er mit schneeweissem Haar, gebleichten Zähnen und neuen Turnschuhen, Sie mit 80er-Jahre Dauerwelle, spindeldürr und einer kleinen Schaufel in den Händen. Die Eltern des neuen Besitzers, wie sich später herausstellte. (Ups.)
“Are you digging for Gold?” – gräbst du nach Gold, fragten sie mich (Standardwitz hier im Cariboo)
“Hahaha, no! Rhubarb.” – “Rhubarb?????” – Sein Interesse war damit bereits wieder weg, er ging lieber zu Rainer und liess sich die Ferienanlage zeigen. Sie hingegen war sehr fasziniert von dieser Pflanze. Kommt näher, stupst mit ihrer kleinen Schaufel die Köpfe der Rhabarber an (das Preisschild war immer noch an der Schaufel dran, keine Ahnung wofür sie diese dabei hatte…)
“What is this again?” – Was ist das nochmal?, fragt sie mich.
“Rhubarb.”
“Strawberries?” Erdbeeren? “No, Rhubarb. You know, these long red stalks, they make delicous cakes or jam!” – lange rote Stängel, gibt super Wähe oder Konfitüre!
“Rhubarb????” Ich gebe auf.
Zeige ihr dafür die riesigen Wurzeln und versuche zu erklären, warum ich diese Pflanze so gerne ausgraben und heimnehmen will.
“Oh, no problem!” – Kein Problem, sagt sie. “You can cut the roots. You don’t need much, it will grow, you’ll see!” Schneid die Wurzeln durch, die werden wachsen, du wirst sehen!, meint sie, und gräbt mit ihrer Mini-Schaufel ein Rhabarberköpfchen mit höchstens 2cm Wurzelwerk darunter aus, und drückt es mir in die Hand. “Here, take!”. Da, nimm.
Ich habe das lädierte Pflänzchen tatsächlich so mitgenommen und eingepflanzt. Nicht, weil ich glaube, dass es wachsen würde, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz, sie war so überzeugt davon…
Wobei, ganz ehrlich, meine Taktik war am Ende nicht viel anders, wie ihre. Nur, dass ich ein bisschen mehr von der Wurzel dran gelassen habe.

Wurzel

 

 

Bones!

Herzlich willkommen zu Discovery Channel, Part 1. Wir erweitern gerade unseren Horizont.

2014-04-20_006-1024Es ist die Jahreszeit, in der man im kanadischen Busch am einfachsten auf Entdeckungstour gehen kann. Der Schnee ist weg, die Büsche haben noch keine Blätter, also kein dichtes Unterholz, das einem das Gehen im Wald verunmöglicht, und das Schilf ist auch noch nicht nachgewachsen.
Dank der Ausfahrten mit dem Hundeschlitten im Winter haben wir inzwischen eine relativ gute Kenntnis der näheren Umgebung und können uns auch ohne Schnee problemlos an den bekannten Trails orientieren.

Uns interessieren aber eben nicht die Trails, sondern alles dazwischen. Das Unbekannte, Unberührte.
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Keine fünf Minuten von unserer Cabin weg, sind wir ja bereits davon überzeugt, dass wir soeben als allererste Menschen dieses Stück Wald betreten haben.

Was natürlich nicht stimmt, denn wir sehen immer wieder Spuren, die eindeutig Menschen hinterlassen haben: abgesägte Baumstümpfe, Zäune (manche sind so verwittert, als ob sie mehrere hundert Jahre alt wären; komplett aus Holzbalken gebaut, eingefallen, windschief, von Moos überwachsen – nur ein bisschen rostiger Draht lässt darauf schliessen, dass sie wohl doch noch keine 500 Jahre in diesem Wald stehen), verrostete Blechbüchsen (Roland, sammelt sie alle ein, man weiss ja nie ob sich ein Goldnugget darunter versteckt, und sonst eignen sie sich bestimmt als Blumentopf oder so), und ab und zu finden wir auch farbige Bändel an Bäumen, vermutlich von Jägern angebracht, die einer Wildspur gefolgt sind.
Wir blenden diese Zeichen von Zivilisation aber gerne aus, tun so, als ob wir tatsächlich die ersten Menschen wären, die diese Wildnis jemals betreten haben, und freuen uns über Spuren von Tieren.
Davon hat es nämlich ebenso reichlich: Fussabdrücke, Kot in allen Formen und Farben (eiförmige Bällchen von Elchen, kleine Kügelchen von Rehen, hundeähnliche Haufen von Kojoten, ganz eindeutige Äpfel von Noldi und Haufen mit unverdauten Beeren von den Bären vom
letzten Herbst), oder ein Biberbau, sehr interessant!

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Und dann natürlich die Landschaft! Man hat keine Ahnung, was einen als nächstes erwartet… Manchmal kann man die Wälder ganz einfach durchstreifen (In erster Linie sind es Nadelwälder, mit Kiefern, Fichten, ab und zu hat es ein paar Aspen), dann plötzlich kommt man in ein Gebiet, wo derart viele Bäume umgefallen sind, dass das tote Holz kreuz und quer liegt und es mehr ein Klettern wie ein Laufen ist (mit dem Hund an der Leine eine zusätzliche Herausforderung, weil der Hund meist schneller und vor allem viel geschickter über die Hindernisse drüber ist, als der tolpatschige Zweibeiner am anderen Ende der Leine… Meist endet es in einem elenden Gnuusch, weil der Hund fix unter dem umgefallenen Baum durchschlüpft, der Mensch aber mühsam obendrüber stolpert – et voilà, die Leine ist komplett verheddert – Mensch ärgert sich und Hund versteht die Welt nicht mehr…)
Immer wieder öffnet sich der Wald zu einer Lichtung mit einer Sumpflandschaft, verwunschen, versteckt, geheimnisvoll, ein bisschen wie in einem Abenteuerfilm.
Ihr dürft aussuchen: “Die unendliche Geschichte” (da, wo Atréju diese verschnupfte Riesenschildkröte trifft, und nachher sein Pferd Artax ertrinkt. Ui, hab ich geweint damals!)
oder “Herr der Ringe” (die Totensümpfe, die sind aber wirklich gruselig!).
Unsere Sümpfe sind zum Glück weder gruselig, noch ertrinken Pferde darin (keine Angst, Noldi geht es blendend); unsere Sümpfe sind von der romantisch-abenteuerlichen Sorte.
Und was findet man in romantisch-abenteuerlichen Sümpfen? Knochen. Bones.

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Das ist mal wieder eine Einladung an alle Hobby-Biologen unter euch: welchem Tier gehört dieser Schädel?

2014-04-20_024-1024Wir haben noch einen zweiten zum raten:

Wir vermuten, dass dieser hier rechts einem Räuber gehörte. Einem Cougar oder Kojoten vielleicht. Leider sind die Fangzähne nicht mehr dran…
Das grosse Tier auf dem Bild oben müsste ein Elch oder ein Reh gewesen sein. Irgendwas mit Hörnern auf jeden Fall. Keine Kuh, die haben breitere Schädel. Und dem sehr guten Zustand der Zähne nach zu urteilen, war es ein junges Tier, oder eines, das nur von Luft und Liebe gelebt hat. Diese Zähne haben auf jeden Fall noch nicht viel gemahlen!

Und jetzt würden wir noch gerne wissen, woran diese Tiere gestorben sind.
Wobei… werden unsere Sümpfe dann plötzlich doch gruselig…?

^esther

 

…how to build a GARTEN-BEET 2.0

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Wie erstellt man im kanadischen Busch ein Hochbeet?
Genau, die Geschichte beginnt im Wald. Wie fast alles in Kanada braucht es auch dafür Holz 🙂 Wir schneiden uns ein paar tote Bäume und holen sie zu uns nach Hause…

Vielleicht ist es besser, ihr schaut es euch an?

Roland

Gschnädder am See – eine Multimediashow

Der Frühling ist da. Yes!
Klar, wir haben den Winter hier wirklich sehr geliebt! Doch wenn die Tage stets länger werden, die Temperaturen auch in der Nacht kaum mehr unter den Nullpunkt sinken, und man fest davon überzeugt ist, dass das noch vorhandene Feuerholz für dieses Jahr definitiv ausreichen wird, ja, dann ist der Winter aber sowas von vorbei.
Es hat zwar immer noch ein paar Schneereste, vor allem im Wald (das ist quasi unser Schattenhang), aber selbst diese Haufen verschwinden jetzt schneller als man sie von Hand wegtragen könnte. Wenn man über die Wiese geht und für einmal nicht nach Elchen oder Noldi ausschau hält, sondern auf den Boden guckt, dann sieht man deutlich, wie sich die zerdrückten Gräser langsam aufrichten; es spriesst überall!
So auch in unserem Hausgarten. Allerdings war das nicht ganz so geplant… Unsere Sprösslinge sind vor Freude über den Frühling dermassen in die Höhe geschossen, dass sie fast aus den Töpfchen gefallen sind…

LeggyEs folgte die Aktion: rettet die Ernte.
(Man staunt, wie viele WC-Rollen wir seit Januar gesammelt haben!)


Und jetzt bitte ganz fest Daumen drücken, dass die Sprösslinge ihr neues Daheim akzeptieren und kräftiger werden.

Lasst mich auch von den lebendigen Frühlingsgästen berichten. Davon hat es nämlich ebenfalls sehr viele und vor allem ziemlich laute: Vögel!
Sie sind zurück, am liebsten von allen sind uns die Wildgänse. Lustige Gesellen! Wunderschön, wenn sie in ihren V-Formationen Kreise über unsere Lichtung fliegen, und sehr amüsant, wenn sie wieder einmal versuchen im noch zugefrorenen See zu baden…

Gänse

Zwei (wir vermuten es ist ein Päärchen) treiben sich immer irgendwo um unsere Cabin rum. Manchmal stehen sie mitten auf dem Weg, manchmal picken sie etwas auf der Wiese, dann inspizieren sie den Holzschuppen, es gefällt ihnen ganz offensichtlich bei uns.
Ja, die Gänse sind herrlich. Aber auch sehr laut! Oh ja. Ich sage euch, es RIESEgschnädder!!! Nichts mehr von gemütlicher Waldruhe am frühen Morgen. Kaum geht die Sonne auf, geht das geschnatter los. Gwägwägwägwä? – Gwägwägwägwägwä!
(Ich würde ja zu gerne wissen, was sie sich alles zu berichten haben!)

Die Gänse sind natürlich nicht die einzigen Rückkömmlinge aus dem Süden.
Was haben wir schon alles gesehen:
– Buntspechte (einen konnten wir gestern sehr schön beobachten, wie er vor unserem Küchenfenster perfekte runde Löcher in einen toten Baum pickte)
– Blue Jay (der gleicht ein bisschen unseren Meisen, ist aber knallblau, wunderschön!)
– Eulen (ein Päärchen, mächtig und grau, sie jagen jeweils in der Dämmerung vor unserem Haus. Und in der Nacht hört man sie ganz deutlich: Whoooo, Whooooo, Whoooo)
– Krähen (schwarzschwarzschwarz. Und mindestens doppelt so gross, wie unsere. Mindestens!)
– Adler (gut aufpassen auf JayJay, den kleinen Hund von Jane)
– Falken (gut aufpassen auf die Hühner!)
– Kraniche (das sind die Grössten. Und unüberhörbar. Ihr Gekrächze ist laut und heiser, man kann sie über hunderte von Metern hören)

Ihr seht, der kanadische Busch ist alles andere als eine einsame Welt. Es wimmelt und lebt in jedem Winkel.
Und jetzt stehe ich noch ganz schnell für euch vor die Türe. Hört ihr’s?
(Für die ganz feinen Ohren: 1. Exgüsi für das laute Nebenrauschen… 2. nach ca. 20 Sekunden stimmen die Huskies ins Morgenlied mit ein!)

^esther

ps: Ein weiteres unverkennbares Geräusch habe ich heute Nacht zum ersten Mal in diesem Jahr wieder gehört. Das hätte für mich allerdings auch noch ein paar Monate warten können “bsssssssssssssss-sssssssssssss-ssssssssssss” (gpfrtckl snd d sssche scho wdr zrgg!!!)