All in! Sie sind im Boden. All die Bohnen-, Gurken-, Zucchini-, Kürbis-, Kabis-, Randen-, Peterli-, Schnittlauch-, undsoweiter-Pflänzchen, die wir seit März (!) mit sehr viel Liebe und Aufwand grossgepäppelt haben.
Höchste Zeit für eine kurze Übersicht der ersten Erkenntnisse aus der Gartenwelt:
Erkenntnis Nr 1:
Gärtnern ist eine Wissenschaft. Rocket Science. Moll, würklich. Spätestens am Ende dieses Artikels werdet ihr mir glauben.
Erkenntnis Nr 2:
Das Wetter im Cariboo ist auch eine Wissenschaft für sich. Rocket Science 2. Ich versteh’s nämlich immer noch nicht. Letzte Woche sind unsere Pflanzen fast verdörrt, jetzt haben wir Dauerregen.
Erkenntnis Nr 3:
Gärtnern braucht Geduld. Sonst kann es sehr schnell sehr aufwändig werden….
In meinem Fall resultierte die mangelnde Geduld (sic!) in viel zu früh gezogenen Samen (März). Diese erhielten in unserer Stube natürlich viel zu wenig Licht, davon kriegten die Sprösslinge lange Beine (für Nichtgärtner: die Stängel werden viel zu lange, die Pflanze fällt fast aus dem Töpfchen und ist unglaublich schwach), warum ich sämtliche Pflanzen anfang April sehr aufwändig retten musste (remember die Aktion “Rettet die Ernte!”). Zum Glück haben fast alle die Umtopferei überlebt (bis auf den Salat, der hat sich komplett verabschiedet…)
Das aber wiederum hiess, dass die Pflanzen immer noch über einen Monat lang durchgepäppelt werden mussten (He ja, hier darf man erst Ende Mai raus setzen. Esther! Hab ich dir doch gesagt!). Durchpäppeln allein ginge ja noch, aber unsere Pflanzen waren natürlich Stubenhocker, sprich sie mussten erst noch abgehärtet werden, bevor sie rausgepflanzt werden konnten. Zwei Wochen lang haben wir also sämtliche Sprösslinge jeden Morgen aus der Stube auf die Terasse getragen und am Abend alles wieder zurück. Danach schalteten wir auf Stufe 2 des Abhärtungsmarathons: Pflanzen übernachten nicht mehr in der Stube, sondern im Workshop (da ist es in der Nacht bereits kühler, aber kein Frost mehr). 3 Wochen lang immer noch jeden Morgen alle Pflanzen raus an die Sonne und am Abend wieder rein (mein Schrittzähler hat sich vor Freude überschlagen).
Nun, es hat geholfen, letzte Woche habe ich alle Pflanzen definitiv ins Beet gepflanzt und tatsächlich haben fast alle Pflanzen den letzten Umzug überlebt. NUR: die Pflänzchen, die wir so aufopfernd während fast 3 Monaten gehätschelt und getätschelt haben, sind unterm Strich nicht wesentlich grösser als ihre Kollegen, die ich mitte Mai direkt ins Beet gesät habe.
Pffff!! Spinat werde ich also NIE MEHR im Voraus hochziehen!!!
Erkenntnis Nr 4:
Behandle niemals alle Pflanzen gleich!
Erkenntnis Nummer 3 gilt nämlich nicht für Zucchini, Kürbis und Bohnen. Diese Setzlinge sind dank unserer Päppelaktion jetzt schön gross und fett und werden hoffentlich schnell weiterwachsen und bald viel Gemüse produzieren.
Beim Lauch und Kabis hat sich die Zucht insofern auch gelohnt, da diese Pflanzen soooooooooo langsam wachsen, dass ich noch nicht dran glaube in diesem Jahr überhaupt etwas ernten zu können….
Erkenntnis Nr 5:
Weniger ist mehr.
Da ich (wie bereits mehrfach erwähnt) nicht besonders geduldig bin, habe ich mitte Mai fleissig Salatsamen im Beet verstreut, aus lauter Panik, dass der Sommer zu kurz sein könnte und da die Salatsetzlinge meine Rettungsaktion im April leider nicht besonders geschätzt haben.
Man weiss ja nie was wächst, so dachte ich, lieber z’vill als z’wenig.
Nun, Salat wächst hier wunderbar. Das heisst, ich habe jetzt etwa 100 munter und dummerweise eben synchron wachsende Salatsprösslinge. (Braucht jemand Salat? Nur vorbeikommen, in ca 2 Wochen ist er ready.)
Weniger ist mehr gilt auch für Zucchini und Kürbis, diese Pflanzen brauchen nämlich enorm viel Platz im Beet (jeweils ca. 1 m2 pro Pflanze) sind aber auch sehr ertragreich. Ich habe gelesen, dass eine gesunde Zucchinipflanze genug Ernte abwirft, um eine durchschnittliche Familie zu ernähren, in unserem Fall sollten 3 Pflanzen also reichen. Ich habe aber 8. Und ich habe dazu auch noch mindestens 10 Kürbispflanzen (Spaghetti-Kürbis, oranger Knirps, Butternuss und Buttercup. Wir mögen sie halt alle so schampar gern….) Jetzt für die Mathematiker unter euch: das gesamte Beet, das wir bepflanzen können, misst ca 4m x 8m. Richtig, ich könnte theoretisch das halbe Beet nur schon mit meinen Kürbis- und Zucchini-Setzlingen füllen. Was wir logischerweise nicht wollen, denn wofür haben wir sonst all die anderen Pflanzen wochenlang rein und raus getragen!
Ein Teil wurde jetzt verschenkt, der Rest wird wahrscheinlich in unserem Guerilla-Garten am Wiesenrand landen. (Guerillia-Garten = Pflanze in unbehandelten Boden setzen, nicht gross pflegen und mal schauen, was passiert. Survival of the fittest!)
Erkenntnis Nr 6:
Gärtnern braucht viel Zeit.
Die ganze Aufpäppelaktion, dann die Rein-und-Raustragerei, die Setzerei der Pflanzen im richtigen Abstand, die Giesserei (wenn es hier einen Tag lang nicht regnet ist die Erde bereits staubtrocken! Im Moment haben wir aber eher das Problem von Dauerregen…), die Unkrautjäterei (immer gut aufpassen, das Unkraut und die jungen Pflänzchen sehen sich zum Verwechseln ähnlich!), etc. pp.
Zeit, die wir sehr gerne investieren und bei schönem Wetter macht es auch unglaublich viel Spass! Wären da nicht diese …-Viecher…..
Erkenntnis Nr 7:
Gärtnern braucht viel Mückenspray.
Wir hatten in den letzten Tagen wirklich sehr viel Regen (was natürlich toll ist, dann müssen wir nicht giessen) aber es ist gleichzeitig auch relativ warm. Mistviecher, verdammte! Besonders aktiv sind die lästigen Biester am späteren Nachmittag oder kurz vor einem Gewitter, nein, eigentlich immer dann, wenn ich im Garten bin. Sie lieben Finger, Stirne, Hals, Schultern und besonders diesen Streifen Haut zwischen Hosenbund und Pullover, wenn der Gärtner in der Hocke Unkraut ausrupft.
Erkenntnis Nr 8:
Auch gleiche Pflanzen sind nicht gleich.
Ich habe 5 Reihen Kartoffeln angepflanzt.
Gleichzeitig. Nach dem gleichen Prinzip. Die gleiche Erde. Gleich viel Wasser. Gleiches Klima. Eine Reihe wächst. Die anderen 4 nicht.
Wenn jetzt irgend jemand noch an Erkenntnis Nr 1 zweifelt, dann bitte sofort herkommen, deine Hilfe kann ich brauchen!!!
^esther
Ein Nachwort noch zu unserem Rhabarber, er wächst! Gestern habe ich die Blüte rausgebrochen, damit die Pflanze alle Kraft in die Stängel stecken kann. Nächste Woche werden wir ernten können 🙂