Du bist, was du isst. Nun, wir möchten weder Genmanipuliert noch Antibiotisch sein. Und da wir seit unserem Jahr in Kanada das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie definitiv verloren haben, aber sehr gerne Unmengen an Gemüse geniessen, gab es für uns eigentlich nur eine einzige logische Konsequenz: ein eigener Garten musste her.
Der Boden dafür wurde uns unglaublich grosszügig von Roland’s Eltern zur Verfügung gestellt. Sie haben einen Bauernhof in Wittinsburg mit viel Umschwung, von dem sie uns also einen Blätz abgetreten haben für unsere Pro Specie Rara Zucht. Warum Pro Specie Rara? Weil uns irgendwie wohler ist, wenn wir wissen, dass aus den Samen unserer Pflanzen wieder die gleiche Pflanze wachsen kann. Weil wir an den Sinn der Vielfalt glauben und überzeugt sind, dass die genetische Vielfalt eines Tages überlebenswichtig sein wird. Weil wir Einheimisches dem Importierten bevorzugen und hoffen, dass diese Pflanzen dank ihrer heimischen Herkunft in den schweren Lehmböden des Wittschbergs besser wachsen. Und weil es irgendwie mehr Spass macht, wenn man in seinem Garten Maikönige und Konservenköniginnen pflanzt, statt Erbsen und Kopfsalat 🙂
Die erste Herausforderung stellte sich gleich am ersten Tag. Nämlich, wie verwandeln wir dieses Stück unberührte Weide in ein fruchtbares Gemüsebeet? Dichtes Gras in lockere Erde? Löwenzahn und Hahnenfuss in Broccoli und Radieschen? Studierte Menschen behaupten in ihren Büchern, dass es auch ohne Umgraben möglich sei, Erde für den Garten vorzubereiten. Das Zauberwort heisst Mulchen mit Stallmist. Ohne Kraftaufwand. Das hat uns natürlich gereizt.
Also los, keine Zeit verlieren, schliesslich ist schon fast Ende Januar und im März wollen wir bereits säen. 10cm Stallmist je Bahne haben wir ausgeführt, als es einmal nicht schneite (danke Elias und Anna für eure Hilfe!!!). Wir hofften, dass der dicke, feuchte Mist das Gras ersticken würde. Die Würmer sollten dann den Rest erledigen und aus der ganzen Masse bis im März einen tollen Untergrund für unser Gemüse machen. Nun, 2 Monate waren etwas zu sportlich für die Baselbieter Würmer. Sie kamen zwar in Scharen, doch ganz alles Kraut haben sie ganz offensichtlich nicht erwischt. Es spriesst nämlich fleissig Löwenzahn und Schnurgras durch unsere Stallmist-Decke. Ganz ohne Kraftaufwand war deshalb auch fern der Realität, die Blasen an meinen Händen vom stundenlangen Rechen und Umgraben sprechen Bände. Dank mehrerer Traktorschaufeln Kompost und der Egge von Schwiegervater Hanspeter ist der Grund aber mittlerweile bepflanzbar. Einigermassen. Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass da in nützlicher Zeit etwas spriesst. Hätte jemand mit mir gewettet, ich hätte nicht auf uns gesetzt. Doch tatsächlich: Erbsen, Kopfsalat, Batavia, Radieschen, Rüebli und seit ein paar Tagen auch Broccoli und Blumenkohl. Weitere Gemüsesorten folgen hoffentlich bald, die Samen sind bereits in der Erde und der Regen erledigt heute Abend gerade den Rest.
In wie fern unser Erfolg auch den Effektiven Mikroorganismen zu verdanken ist, wissen wir nicht, aber Hauptsache es wächst, oder?
So. Und jetzt muss ich noch ein bisschen angeben: wenn ich nämlich unsere Erbsen mit den Erbsen im perfekten Beet von Schwiegermama und Gartengöttin Emmi vergleiche, dann sind unsere Erbsen nur unmerklich kleiner. Beachtlich, wirklich beachtlich!
^esther