Category Archives: Canada

Ein grosses Land, in dem es viiiiiel zu entdecken gibt. Anekdötchen drunter und drüber.

Ei! Ein Gedicht für uns

Eine lyrische Spende von einem guten Freund aus Kanada. Danke Gary!

DA GAB ES MAL EINE HUEHNERSCHAR
WELCHE IN SISSACH ZU HAUSE WAR.
SIE SCHARRTEN RUND UM HAUS UND WEIER,
DOCH WO ZUM TEUFEL BLIEBEN IHRE EIER?

DER ROLLI UND SEINE HUEBSCHE ESTHER
SUCHTEN ERFOLGLOS DIE GUT VERSTECKTEN HUEHNERNESTER.
BALD HATTEN SIE DAS SUCHEN SATT
UND FUHREN HIN ZUR BASLER STADT.

BESORGTEN SICH EINEN ROEMERTOPF,
BALD FIEL DER ERSTE HUEHNERKOPF.
THUMPF, DIE SCHARFE AXT!!
ERST GUT GERUPFT UND DANN GESCHOREN,
DANN IM ROEMERTOPF SACHT GESCHMOREN.
BESSER ALS KEIN KLEINES EI,
MIT DEM HUEHNCHEN WARS JA EH VORBEI.

AUF DEM SCHOEN GEDECKTEN TISCH,
STAND HEUTE WEDER REIS NOCH FISCH.
DAFUER GEMUESE UND KARTOFFELSTOCK
UND EIN ZARTER FEDERBOCK.

ByeBye Bear Skull

bear skulls

Well… es ist über ein Jahr her, seit ich das letzte Mal Fuss auf kanadischen Boden gesetzt habe. Warum ich wieder hier bin? Nun, als wir Ende 2014 abreisten, waren wir überzeugt, sehr bald wiederzukommen. Darum haben wir ziemlich viel Zeugs bei einer Freundin im Keller eingelagert. Da wir aber definitiv nicht nach Kanada auswandern werden, können wir diese Dinge nicht einfach auf ewig im Keller lassen. Ich bin also in Aufräum-Mission unterwegs.
Dazu gehört natürlich gleichermassen die Bring-so-viel-wie-möglich-heim-Mission. Und wer meinen Mann kennt, der weiss, was bei ihm zuoberst auf der Heimbring-Liste steht: Bones. Knochen. Und dazu noch ein paar Geweihe.
All right! Die liebende Ehefrau fährt also nach Kanada mit dem Auftrag neben ein paar wenigen wichtigen Gegenständen auch noch die 2 Bärenschädel, den Elchschädel und die schönsten Geweihe heimzubringen. Fragt sich nur…. darf man das? Der Schweizer Zoll ist diesbezüglich überraschend hilfreich und sagt: sofern Ihnen Kanada die Ausfuhrbewilligung erteilt, ist das kein Problem.
Ausfuhrbewilligungen gibt es in Kanada beim Jagdaufseher. Und der Jagdaufseher hat sein Büro sogar in 100 Mile House. So weit so gut. Ich packe die Schädel also in eine Box und fahre zum Amt.
Ich: “Grüezi, ich hätte gerne eine Ausfuhrbewilligung für meine Bärenschädel.”
Frau: “Bärenschädel?”
Ich: “Bärenschädel.”
Frau: “Woher sind die?”
Ich: “Von einem Freund. Der hat sie uns geschenkt. Er selber hat sie schiints im Wald gefunden” (Mal vorsichtshalber bitz flunkern hat noch nie geschadet).
Frau: “Oh! – Hold on, I have to ask one of my officers.”
– hmm…… Officers…. –
Frau: “Wie viele Schädel haben sie gesagt?”
Ich: “2. Und ein Elchschädel.”
Frau: “Das ist kein Elch. Der hätte niemals Platz in dieser Box.”
Ich: “Oh!” (Bitz betüpft, waren wir doch so überzeugt, damals einen echten Elch gefunden zu haben!)
Frau (telefoniert mit ihrem Officer): “…. jaja…2 Bärenschädel…. will sie in die Schweiz nehmen….. von einem Freund…. gefunden, sagt sie…. und ein Elchschädel…. Moment rasch … (an mich gewandt) Kann ich den Elch mal sehen? ….. (ich halte ihn stolz hoch) nein, kein Elch. Definitiv. Wahrscheinlich ein Reh…. ok. Danke!”
Frau: “also….. Diese zwei hier….(sie nimmt die beiden Bärenschädel und legt sie auf den Tresen) bleiben bei mir. Und dieser hier (sie nimmt den vermeintlichen Elch) ebenfalls.”
Ich: “Was????”
Frau: “Illegaler Besitz von Wildtieren. Macht jetzt nichts, weil Sie es nicht wussten, aber wenn wir Sie damit erwischt hätten, hätte das eine saftige Busse gegeben!”
Ich: “….”
Tja, das war’s dann auch. Immerhin weiss ich jetzt mit Sicherheit, dass es wirklich zwei Bärenschädel waren. Und der dritte, nun, wahrscheinlich ein gewöhnliches Reh, vielleicht ein Rentier, aber ganz sicher kein Elch.
Was meinen Mann gefreut hat: die Geweihe sind offenbar überhaupt kein Problem. Dieses sind erlaubte Fundstücke. Die sind nämlich von den Elchen höchstpersönlich abgestossen worden, und was das Wildtier von sich aus nicht mehr will, das darf der Mensch haben. Glück gehabt!

^esther
Ps: Das Abschiedsfoto (oben) war zum Glück ebenfalls erlaubt.

Farwell Canyon… Beautiful British Columbia

car-plateEs steht auf jedem Autonummernschild: “Beautiful British Columbia” und das stimmt auch. Wir haben wieder einen neuen Fleck davon gesehen.

2014-11-02_0015-1024 Ca. 150 km westlich von uns befindet sich der Farwell Canyon. “Ein Fluss, eine grosse Sanddüne, ein schöner Canyon und Hoodoos” (Gesteinssäulen aus Sandstein) So lautete die kurze Beschreibung von denen, die schon mal dort gewesen waren. Für uns Grund genug, selber einen Tagesausflug dahin zu machen, last Minute, bevor der Schnee kommt.

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“Schöner Canyon”? Wir würden sagen, unglaublich beeindruckend!
Ja der Chilcotin River hat uns den Atem geraubt, deswegen mussten wir auch gleich hinunter steigen und uns die ganze Sache von Nahem ansehen. (Nein, wir wissen nicht, ob das Wasser kalt ist… wir haben zwar Steine gesammelt, Schwemmholz analysiert und ausgebleichte Knochen studiert aber irgendwie hat niemand den Finger ins blaue Nass gesteckt… Liegt vielleicht daran, dass die Aussentemperatur knapp 4°C war. Nix Badewetter….)

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Hoch über dem Fluss thronen die Hoodoos, grenzen die Sandsteinwand mit ihren bizarren Formen vom Himmel ab. Die Säulen gefielen uns derart gut von unten, eigentlich nur logisch, dass wir sie auch von oben betrachten wollten. Also los, raus aus dem Loch und den Blickwinkel wechseln. Ihr könnt euch vorstellen, unser Wanderherz hüpfte ab der endlosen Ebene, die da oben auf uns wartete. Zuerst mussten wir aber noch den obligatorischen Besuch bei der grossen Sanddüne machen. Es sei die grösste in Nordamerika. Oder in Kanada. Oder die höchste? Oder die höchstgelegene? Keine Ahnung. Aber irgendeinen Superlativ hat sie. Verdientermassen. Findet ihr nicht?

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Deine Spuren im Sand…. Achtung, wir waren nicht ALLEINE!

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Die Aussicht zum Zmittag war atemberaubend.

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Natürlich haben wir nicht nur den Sand in unseren Wanderschuhen genossen, es gab auch noch ein bisschen körnigen Käse und Pizzabrot mit Sandbelag. Fast ein bisschen Strandfeeling inmitten der kanadischen Wildnis.
Frisch gestärkt machten wir uns dann auf, die endlose Hochebene abzuwandern. Immer schön entlang der Klippen, von Hoodoo-Fjord zu Hoodoo-Fjord. Unglaublich, die Aussicht da oben!

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Vorsicht, wer auf allen Vieren über die Klippe gucken will, die Gegend sieht nicht nur wüstenähnlich aus, sie ist auch voller winziger, stachliger Kakteen!2014-11-02_0143-1024

Bei einer verlassen Farm am Ufer des Chilcotin haben wir noch einen Wurzel-Keller entdeckt. Wie in den alten Cowboy Filmen, nur echt. Hier hätte also auch “Winnetou” leben können 🙂

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Ein wunderbarer Fleck, den wir kennen lernten durften zusammen mit unseren Québecer Freundinnen Colette und Rachel.

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Des Guten nicht genug, haben wir den Tag mit einer weiteren Neuigkeit abgerundet, wir haben nämlich unsere allererste Poutine gegessen. Schon viel davon gehört, uns selber nie getraut, jetzt endlich probiert. Und genossen! Offenbar hatten wir Glück, die Poutine war “fast wie richtig”, meinten unsere Québecer Freundinnen. Poutine? Ist eine Spezialität aus ihrer Heimat. Googlet mal…
An diesem Tag hat nichts gefehlt. Wirklich. Gar nichts.

Roland & Esther

Green Revolution – The End

Die Gartensaison 2014 ist vorbei.
Definitiv.
Seit heute Morgen.

Nein, das Enddatum haben wir nicht selber bestimmt, da ist uns jemand zuvorgekommen:

Garten Ende_alles_1_1024 So geht es halt, wenn Esther zu faul ist das Beet weiterhin jeden Abend zuzudecken
– “Die Pflanzen, die noch drin sind, sind alle kälteresistent! Wirklich! Wir können uns die Mühe sparen!” –
und Roland auf der anderen Seite findet, es sei noch zu früh um alles abzuernten
– “Lass uns doch mindstens noch warten bis am Mittag, dann haben wir auch Zeit den Nüsslisalat zu rüsten. Oder noch besser bis Morgen, vielleicht wächst ja noch ein Blättchen mehr!” –

Wie heisst es so schön? Wenn sich zwei streiten, freut sich das …..

Garten Ende_rehspuren_1_1024… freut sich das Reh. Genau.

Frech, Frech, Frech.

Bye bye Kale-Chips,
au revoir kälteresistenter Nüsslisalat,
tschüss Mangold-Wähe,
wie habt ihr uns frisch und knackig auf dem Teller gemundet!
Ab jetzt gibt’s nur noch Gerettetes aus der Tiefkühltruhe.

Wir geben zu, es hat saubere Arbeit geleistet, das gierige Tierchen. Hat nur weggeknabbert, was wirklich saftig war und vor allem leuchtend grün. Der Lauch hat ihm offenbar nicht so geschmeckt. Klar, unser Garten muss in Rehaugen wie eine Leuchttafel gewesen sein, vergleicht mal unser Gemüse mit der vertrockneten Wiese rundherum (also Gemüse… die traurigen Reste, die davon noch übrig sind).

Garten Ende_kale_1_1024 Garten Ende_kale_2_1024 Garten Ende_leeks_1_1024Tja… so ist das Gärtnerleben im kanadischen Nirgendwo. Zuerst knabbern einem die Mäuse alles Unterirdische weg und dann vernichtet das Reh das Oberirdische. Ist gut, der Wink ist angekommen. Heute Nachmittag machen wir den Garten dicht. Merci.

Ein Exgüsi ist noch für die Hühner: das Reh hat an den Stängeln leider nicht mal mehr genug Grünzeug für euch übrig gelassen. “Teilen” ist in der Wildnis offenbar nicht so verbreitet.

^esther

Ps: Weil es unsere erste Saison mit eigenem Garten war, das ganze Vergnügen zur Erinnerung gebündelt.
Bitteschön:

O’pflanzt is
Green Revolution – Ein update aus dem Gartenzenter Buser
Green Revolution – update
Plagegeister
Green Revolution – The End

Absolute Glückseligkeit….

… hat seit gestern 10 Buchstaben. Haha, ratet mal! Nein, es hat nichts mit Nachwuchs zu tun. Die absolute Glückseligkeit ist mein nigelnagelneuer S.C.H.L.A.F.S.A.C.K. Wärt ihr nicht drauf gekommen, hä? I tell you why, dazu muss ich aber ein bisschen ausholen.

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Als wir im Frühling 2013 die Koffer für unser erstes Kanada-Abenteuer packten, fand ich (warum auch immer) meinen geliebten, uralten Daunenschlafsack nicht mehr (falls ihn jemand gesehen hat…?). Er hatte seine besten Zeiten zwar längstens überschritten, die meisten Federchen in Pfadizelten und Heustöcken verloren, aber es war trotz allem immer noch ein relativ warmer Schlafsack. Praktisch, wenn man Ferien in kaltem Klima plant. Doch da der alte Schlafsack wie gesagt spurlos verschwunden war, musste notfallmässig ein neuer her. Damals waren wir überzeugt, dass wir lediglich in unserem Auto schlafen wollten, es dort drin warm genug sei (läck waren wir naiv!) und so entschied ich mich für die Variante billig, handlich, dünn. Fehler. Grosser Fehler. Ich erinnere mich an genau zwei Nächte, in denen ich nicht gefroren hätte. Trotz Mütze, Handschuhe, Rollkragen, Wollsocken und Innenschlafsack. Der “point of no return” kam diesen August, als ich mit meinem Bruder Martin die Bowron Lakes bepaddelte und uns ein plötzlicher Wintereinbruch überraschte. In dieser eisigen Nacht habe ich mir sicher 100mal geschworen “Jetz isch fertig mit dem dünne Seich!!!” (das ist jetzt die zensierte Version)
Ein bisschen Geduld musste noch sein, aber seit vorgestern bin ich stolze Besitzerin der 1.6 Kilogramm schweren, daunengefüllten, absoluten Glückseligkeit in Orange mit blauem Reissverschluss.

Nun, eigentlich habe ich mein Glück ja den Lachsen zu verdanken. Die schwimmen derzeit zu Millionen vom Meer her die Flüsse hoch bis tief ins Landesinnere, um dort zu laichen und dann zu sterben. Ein Spektakel, das wir uns unbedingt ansehen wollten. Einer der berühmtesten Lachs-Beobachtungs-Plätze ist am Adams-River, kurz nach Kamloops. Kamloops? Das ist knapp 250km südlich von uns, da wo all die grossen Einkaufszentren sind. Tschegget? Kamloops + Einkaufszenturm = neuer Schlafsack für Esther. Wenn wir den Lachsen schon einen Besuch abstatten, so dachten wir, dann verbinden wir das doch gleich mit einer langen Wanderung, inklusive Übernachtung. Und so wurde der neue Schlafsack gleich probe-geschlafen. Bilanz: Ich will dieses superflauschige Ding nie mehr verlassen. Nie mehr. Ich lebe ab jetzt da drin.

2014-10-17_0198-2014-10-17_0202_1024Na gut, wandern im Schlafsack war dann doch keine Option, so realistisch war ich am nächsten Morgen trotz aller Glückseligkeit. So zogen wir also in “normalem Wanderoutfit” los zu den Fischen. Ich sage euch, die Lachse sind unglaublich eindrücklich! Wir haben Fische gesehen, riesig, knallrot, hunderte, tausende! Unten im Talboden war der grosse Adams River wie gesprenkelt. Derart viele rote Fische schwammen da drin. Alles Sockeye-Lachse. Und nicht nur da, bis zuhinterst in einem winzigen Bergbächlein waren sie. Einzig ein Biberdamm hat die Lachse in ihrer Wanderung gestoppt, solange noch irgendein Schlupfloch im Wasserlauf vorhanden war, 2014-10-17_0192-1024fanden wir Fische flussaufwärts. Sie sind alle die fast 500km vom Meer in Vancouver über den Fraser River bis hier hoch geschwommen, nur um zu Laichen und dann zu sterben. Viele Fische hatten den Zweck ihrer Reise auch bereits erfüllt, das war unschwer zu riechen, je näher man dem Flussufer kam. Für schwache Nasen ist der “Salmon-Run” also definitiv nichts! Es kann aber durchaus auch vorkommen, dass man eine Brise “verwesender Fisch” mitten im Wald abbekommt, weit vom Flussufer entfernt. Vögel, Bären oder andere hungrige Wildtiere verstreuen die Lachse nämlich gerne in grossem Umkreis…

Unsere Wanderung dem Lachs-Fluss entlang war aber auch noch aus einem anderen Grund unglaublich eindrücklich: ich glaube wir haben noch nie derart viele verschiedene Pilze gefunden! Unser bekannte Slippery Jack war da, aber auch Röhrenpilze, Trompeten, Baumpilze, in Haufen, einzeln, alles! Da sieht man mal wieder was es ausmacht, wenn es in einer Gegend etwas häufiger regnet. Unser Pilzmentor Gary hat wohl recht, es ist ein Jahrhundertpilzjahr! (Keine Angst, wir haben diesmal keine gepflückt, nur angeschaut und gestaunt.)

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Pilze, Fische und die absolute Glückseligkeit in Orange. Ich würde sagen, ein äusserst erfolgreicher Ausflug. Wohin gehn’ wir als nächstes?
^esther

 

Nachtrag von mir, Roland: “Es cha nie gnueg Bilder ha…!”

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Wandern…

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Pilze und noch mehr Pilze  🙂

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Leidenschaft oder Bauchweh?

2014-09-20_0010-1024Slippery Jack “Suillus tomentosus” heisst dieser Pilz (zumindest glauben wir das… )
Wir machen gerade unsere ersten Pilzsammler “Gehversuche”. Also eigentlich sind wir erst im Krabbel-stadium, wir haben nämlich noch keine Ahnung. Nun, immerhin sind wir sehr gut gerüstet mit Büchern über die hiesigen Arten. Sehr hilfreich. Aber leider nicht immer aufschlussreich. Finden wir einen Pilz im Wald so fragen wir uns stets in dieser Reihenfolge
1. “ist der jetzt giftig?” und dann 2. “Verda**t, den finde ich nicht im Buch!” Aber eins wissen wir, jeder Meister musste einmal als Anfänger starten, fragt sich nur wie lange er üben musste…

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Keine Angst, wir sind nicht kopflos. Wir haben uns nämlich ein Sicherheitsnetz aus Pilzmentoren aufgebaut. Pilzkontrollöre gibt es eben nicht in Kanada aber Pilzfanatiker, Pilzfetischisten und Pilzgötter. Unsere Freunde Sue und Gary gehören dazu. Sie suchen seit zig Jahren Pilze in der Schweiz und hier in Kanada, ein wandelndes Pilzlexikon. Gary kennt nicht nur alle beim deutschen, englischen und lateinischen Namen, er weiss auch immer, wie man diesen Pilz am besten mit Knorr und Vollrahm verfeinert auf den Teller bringt. Auch Peter, ein pensionierter Münchner, hat uns sehr viele interessante Hinweise gegeben und zudem ein Buch zum starten.
Unser Sicherheitsnetz funktioniert so:
Im Wald sind wir auf gut Glück alleine unterwegs. Doch eben, sicher ist sicher, es wird nichts gepflückt, was nicht von unserer Prüfinstanz gutgeheissen wurde. Haben wir einen Pilz entdeckt, wird er darum zuerst einmal nur fotografisch gepflückt, heimgenommen und dann via Mail und Telefon abgeklärt, ob es sich wirklich lohnt, dieses Exemplar auch in richtig heim zu nehmen. Wie könnte es auch anders sein, unser erster Versuch endete mit einem knappen “GIFTIG!” am anderen Ende der Leitung.
(Lustigerweise meinte Wikipedia, dass Osteuropäer diesen Pilz verspeisen. Der Rest der Welt bezeichnet sie allerdings als giftig …?)

So schnell geben wir aber natürlich nicht auf. Damit wir unsere Sammlerlust nicht frühzeitig verlieren, hat uns Roland einen “Dörex/Dehydri̲e̲rer” gebaut, damit wir unsere vielen (hoffentlich dann mal essbaren) Pilze sofort für die Ewigkeit trocken können.

Et voilà. Bei einem weiteren Spaziergang mit den Huskies sind uns plötzlich sehr viele ähnliche Pilze aufgefallen. Unser Buch meinte, es könnte der schlüpfrige Hans sein, der “Slippery Jack”. Ich denke diesen Namen werden wir nie mehr vergessen. Foto schiessen, Mail an Gary und schon hatten wir die doppelte Sicherheit, dass wir endlich einen guten Pilz gefunden haben. “De muesch dööre und denn schmöckt er fascht wie en Steipilz” waren seine Worte. Ooooooh… da werden wir gluschtig! Also hopp, rein in die Stiefel und nochmals ab in die Pilze, diesmal begleitet von unseren Blitz-Gästen Susi und Gröfli aus der Schweiz. Wie immer haben uns die Huskies begleitet (die sich übrigens überhaupt nicht als Pilz-Suchhunde eignen, wie wir festgestellt haben. Sie interessieren sich leider immer noch ausschliesslich für Eichhörnchen und Rebhühner. Tsss… Food-Banausen!)

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Nach dem Sammeln kommt das Waschen. Uuuuuh ist das Zeit aufwändig. Zum Glück hat Roland die Geduld dazu, Esther hätte sie längst in den Wald zurück geworfen mit einem lauten “****!” Gras weg, Dreck weg, Stiele weg, Hüte in Streifen schneiden und ab in den Dörrer mit dem Fungus. Dort werden die Pilze bei ca. 38°C (mit einem ganz normalen Heizöfeli) während ca. 12 Stunden getrocknet. Und immer regelmässig Plätzli wechseln. Oben, Mitte, Unten. Damit auch alle schön gleichmässig trocken werden.

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So. Und jetzt steht die grösste Mutprobe an: sollen wir die fertigen Pilze nun kochen oder doch lieber erst einmal verschenken? Wir haben es mit einem Pilz Risotto ausprobiert. Es war kös-tlich! Wirklich, schlüpfriger Hans, du schmeckst fast wie ein Steinpilz, wenn du vorher getrocknet wurdest.
Keine Angst liebe Leser, 24 Stunden sind um, bisher wurden keine Probleme festgestellt, abgesehen von den üblichen Störungen fühlen wir uns immer noch purlimunter.

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Bei so viel Gaumenfreude konnten wir natürlich nicht widerstehen. Wir waren bereits wieder draussen bei “unseren Pilzen” und haben diesmal 1kg Frischware in unseren Dörex gelegt. 12 Stunden später sind es noch 70 Gramm, bereit für kulinarische Höhenflüge im Winter.

See you soon,
the Busers aka Mushroom-Hunters