“Wo isch au de Wald hiicho… Näbel hesch en du eus gnoo…..”
Kennt jemand von euch noch das alte Lied zum Herbst aus der Primarschule? Diese Zeile fällt mir gerade ein, wenn ich heute Morgen aus unserem Fenster schaue. Nein, der Sommer ist noch nicht vorbei, dieser Dunst ist auch kein Nebel, der unseren Wald verschluckt, sondern Rauch. Jepp, es ist Waldbrand-Saison. Smoke on the water!
Entsprechend riecht es derzeit auch vor unserer Türe. Eigentlich sollten wir sofort mit unseren Räucher-Experimenten starten, wenn wir schon einen Gratis Räucherofen zur Verfügung haben…
Woher der Rauch kommt, lässt sich schwer sagen. Rund um uns herum sind mehrere Waldbrände im Gang (keine Angst, sie sind alle sehr weit weg), der Rauch von diesen Bränden kann vom Wind über tausende von Kilometern verteilt werden. Das näheste Feuer ist knapp 130km nördlich von uns, Soda Creek. Der Wind kam bislang allerdings eher aus dem Süden. In der Lokalpresse habe ich heute gelesen, dass es deshalb Rauch von grossen Bränden in den USA sein könnte (!). Fakt ist allerdings, dass wir derzeit von Wildbränden umzingelt sind, also auch wenn der Wind dreht (was er heute tatsächlich getan hat, er bläst jetzt aus West-Nord-West), irgendwoher kommt immer Rauch (konsequenterweise behaupte ich als Vollzeit-Besserwisserin, dass der aktuelle Rauch vor unserem Fenster vom grossen Feuer in der Nähe von Quesnel stammt).
Wer genau wissen will was wo brennt, BC Wildfires hat eine sehr gute Übersicht:
Trotz allem können uns auf unserer äusserst flachen Lichtung nicht beklagen. Die Ebene verhindert, dass sich der Rauch ansammeln könnte. In 100 Mile House vorne ist es zum Beispiel viel schlimmer, der Ort liegt nämlich in einem Kessel. Viele beklagen sich offenbar bereits über beissende Augen und Halsschmerzen (behauptet zumindest die Lokalpresse, ich mach jetzt mal keinen Feldversuch).
Dass es im Sommer brennt, ist hier normal. Nachvollziehbar bei so viel Nadelwald. Und mittlerweile glaubt ihr uns ja hoffentlich alle, dass es im Sommer auch in Kanada sehr heiss und trocken werden kann (sic!). Da genügt ein kleiner Funke und wham! Feuer lodert.
In diesem Jahr ist es speziell heiss und trocken (wir hatten letzte Woche Allzeit-Rekordtemperaturen von über 34°C, normal sind im Juli 24°C). So ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass ab sofort ein komplettes Feuerverbot in der ganzen Provinz gilt und zwar bis zum 30. September. Somit wurde aber leider auch unsere Grill-Feuerstelle vorzeitig in die Sommerpause geschickt… Und komplett ist hier wirklich komplett. Verboten ist ab sofort jedes offene Campingfeuer, jede Kerze, Himmels-Laterne, Feuerwerk, Fässer zum Papier verbrennen, Cheminée, allesallesalles. Gilt auch nicht nur auf öffentlichem Grund oder im Wald sondern auch in jedem privaten Hinterhof, Garten etc. Eine Ausnahme gibt es: erlaubt sind kleine Gasbrenner, schliesslich müssen all die Campingtouristen ja auch was essen. Aber diesen Sommer ist nix mehr mit Cervelat am Stecken dunkelschwarz bräteln… Jä nu, gibt’s halt Wurstsalat.
In Sachen Wildfeuer produzieren die Kanadier auch viel Schall, denn da kennen sie absolut kein Pardon. Das Feuerverbot wird streng überwacht und zwar per Flugzeug. Wirst du erwischt, wird es teuer!!
345 Dollar Busse gibt’s sofort, landest du vor Gericht kostet es bis zu 100’000 Dollar und möglicherweise musst du sogar für ein Jahr ins Gefängnis. Hast du einen Waldbrand ausgelöst, so gibt’s nochmals 10’000 Dollar Busse und du musst zudem die ganzen Löscharbeiten berappen. (Jaja, keine Kuschelpolitik!)
Die ganze Waldbrandgeschichte hat aber auch lustige Seiten. Zum Beispiel haben wir ein hübsches, neues Symbol im Wetterbericht entdeckt, es bedeutet “widespread smoke” – viel Rauch:
Und das allerschönste: Rauch in der Luft sorgt für sagenhafte Sonnenuntergänge…
^esther