Heavy Gear – Kapitel 2: Handschuhe

Stopp – lest noch einmal genau den Titel. Tschegget? Kapitel 2 hat viel mit Kapitel 1 zu tun.
Genau. Schuhe. Mindestens so wichtig, wie Schuhe für die Füsse, sind hier Schuhe für die Hände. Denn ohne geht es nicht. Entweder hast du nachher Blasen an den Fingern (vom Holzspalten, Schneeschaufeln, Eispickeln,… ) oder Spriessen in den Fingern (vom Holz herumtragen) oder ganz einfach kalt (von immer), wobei sich beim Stichwort “kalt” sofort das Problem “unpraktisch” anschliesst….
Nun ist es leider so, dass ich den “Muck” der Handschuhe (Muck? Siehe Kapitel 1), das Wunderwerk, den Allrounder, das Must-have für alle Situationen, bis jetzt noch nicht gefunden habe. Dies führt zu folgendem Problem: Überschuss, bzw. Qual der Wahl.
Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung (von vorne nach hinten)

Handschuhe

1. Der Praktische.
Leicht, guter Grip, sehr robust. Damit lässt sich jedes Holz anfassen, ohne dass man sich verletzen würde. Es gibt auch keine Blasen beim Pickeln, etc. also ein hervorragender Arbeitshandschuh. Leider aber weder gefüttert, noch winddicht, also für sämtliche Arbeiten draussen ziemlich ungeeignet. In der Werkstatt momentan auch nur bedingt geeignet, da die Werkstatt nicht geheizt ist, folglich die Temperaturen ebenfalls um den Gefrierpunkt. Das heisst, dieser Handschuh taugt höchstens so lange, bis sich die Fingerkuppen langsam weiss färben, was bei mir im Schnitt nach 10 Minuten der Fall ist.
Fazit: Bleibt in der Schublade bis im März.

2. Der Winddichte.
Sieht schnittig aus, hat Finger, was schon mal ein grosser Vorteil ist gegenüber allen nachfolgenden Modellen, und hat Gummi an der Handinnenfläche. Eigent sich also hervorragend um die Axt zu halten, Hundeleinen an-, bzw. abzuschnallen. Sieht allerdings deutlich wärmer aus, als er ist. Schlägt Nummer 1, zwar bereits um längen, reicht aber nicht aus. Darum gibt es die kleine Ergänzung mit dem Innenhandschuh, dies hat sich wärmetechnisch aber erst in der Theroie bestätigt, im praktischen Gebrauch konnte ich nämlich keinen Unterschied feststellen.

3. Der Ausgediente.
Alte Skihandschuhe sind sehr gut geeignet, wenn es um dreckige Dinge geht. Asche aus dem Ofen rausschaufeln zum Beispiel. Wobei beim Hühnerstall ist schon wieder Schluss, denn er ist nicht mehr wasserdicht. Dafür ist er immer noch sehr warm,  was ihn auch bei der Arbeit mit den Hunden äusserst praktisch macht. Ausser man will die Hunde fotografieren… oder anleinen…. Ich arbeite noch an der Technik, wie ich mit den Fäustlingen kleine Karabinerhäckchen in anständiger Zeit öffnen kann.

4. Der Geliehene.
Von Jane, unserer Hausherrin. Dieser Handschuh hat Jahrgang 1979? Sieht aber aus, wie neu. Und fühlt sich auch so an. Sehr flauschig, sehr angenehm, sehr warm. Nur leider sehr unpraktisch. Damit kriegt man defintiv keine Haken auf. Holz tragen will ich damit auch nicht, das feine Leder soll keinen Schaden nehmen. Einsatzgebiet? Vielleicht den ganzen Tag an der Schneebar stehen, und sich die Haare aus dem Gesicht streichen? Oder so.

5. Der Neue.
Gesponsert von meinen Ex-Arbeitsgspändli (danke vielmal!!!) Dick gepolstert, sehr schön grün, und vor allem noch viiiiiiiiiel wärme als Nummer 4. Geht bis – 30 Grad.
Genau, bringt bei den -3 Grad momentan leider herzlich wenig. Aber wenn ich das nächste Mal auf dem Hundeschlitten stehe, wird dieser Handschuh garantiert zum Einsatz kommen, denn er ist definitiv der Fotogenste!

So. Und jetzt sagt mir, welchen Handschuh ich heute Nachmittag anziehen soll, wenn ich zuerst in den Wald gehe, um ein paar Bäume zurechtzusägen, danach den Hühnerstall ausmiste, und zum Schluss vielleicht noch ein Kaffee auf unserem Bänkli vor der Hütte trinken will.
^esther

Heavy Gear

Es gibt hier draussen wenig Wichtigeres, als die richtige Ausrüstung.
Dieser möchte ich im Folgenden ein paar Einträge widmen. Fangen wir an mit dem
Kapitel 1: SCHUHE.
Come on! I’m a girl! Schuhe sind immer Kapitel 1. Nur… Diese Schuhe haben herzlich wenig mit meiner weiblichen Seite zu tun. Hier geht es um heavy gear. Darum, in Wind und Wetter, bei Schnee und Eis trocken und vor allem warm zu bleiben. Bedenkenlos im Hühnerstall herumzutreten (ups, da war was Weiches drunter…) oder im Hundekäfig (ups, schon wieder was Weiches….)
Ja, und bei solchem Schuhwerk ist auf einen Blick erkennbar: gute Schuhe hier draussen haben so etwa Null gemeinsam mit den Schuhen, die ich in meinem bisherigen (Büro-)Leben getragen habe.

Zum Vergleich: Gute Schuhe hier draussen haben….
1. keinen Absatz (dafür kriegt man automatisch den hier typischen Cowboy-Gang. Aye!)
2. Gummi. Viel Gummi! (es wird behauptet, er sei atmungsaktiv. Ich sage: seid froh, riecht dieser Blog nicht. Aber Gummi lässt sich sehr gut abwaschen.)
3. verstärkte Zehen (sehr praktisch, wenn du das Holzscheit fallen lässt. Nicht, dass das regelmässig passieren würde! Dafür hat man ja noch die passenden Handschuhe >> mehr dazu folgt in Kapitel 2)
4. einen möglichst hohen Schaft (natürlich nicht, um der schlanken Silhouette meiner Beine zu huldigen. Dieser Schaft erinnert mehr an meine Tauchausrüstung. Neopren. Aber etwa 20mm. Warm und vor allem wasserdicht)
5. eine isolierte Sohle (Ein Königreich für diese Erfindung!!! Steh mal mit gewöhnlichen Stadttretern 30 Minuten aufs blanke Eis. Dann kannst du deine Zehen einzeln abbrechen)
6. natürlich: ein gutes Profil (da werden sogar meine Wanderschuhe neidisch).

Et voilà.
Heissen tut dieses Wunderwerk von Schuh “Muck”. Vielleicht eine Anlehnung an das Märchen “der kleine Muck”, der mit seinen Zauber-Pantoffeln rasend schnell in alle Länder der Welt laufen konnte. Was er dabei an der Sohle kleben hatte, konnte ich auf Wikipedia noch nicht verifizieren…. Aber laufen kann man mit diesen Schuhen tatsächlich sehr gut. Egal, wie tief der Schnee, wie eisig der Boden, wie feucht das Gras im Frühjahr, wie tief der Sumpf, diese Schuhe sind perfekt. Und das beste: sie gehören seit heute MIR.
Ich glaube, wenn nicht so viel Hühnerdreck daran kleben würde, ich würde sogar damit schlafen.
Gute Nacht allerseits! ^esther

(Kapitel 2: Handschuhe. Folgt demnächst)

Innen und Aussen

AussenansichtIch glaube, die meistgestellte Frage der letzten paar Monate war: Du…. Wie sieht das eigentlich genau aus, bei euch, z’Kanada?
Drum, gibts jetzt eine kleine Führung.
Bitte: Tretet ein.

Arven Stuva
1) La Stüva
Hier wird morgens um 06:30 das erste Kaffee getrunken und gewartet, bis vor dem Fenster der Tag erwacht.
Ich bin sicher, irgendwann läuft genau dann ein Elch vorbei. Irgendwann. Ganz sicher!

Bitte beachtet unser nigelnagelneues Mobiliar links in der Ecke. Ordnung muss sein, auch im Busch. Zudem sollten unsere Trouvaillen des letzten Sommers anständig zur Geltung kommen. Also haben wir uns kurzerhand ein bisschen was zusammengeschustert
(aus selbstgefälltem Holz natürlich).
Was ihr dahinter nun nicht mehr seht, sind die vielen Router, Kabel, Netzwerkdingsbums mit ihren grellen, blauen LEDs. Würden das Bild des einfachen Buschlebens ja grausam verunstalten!

Herzstück der guten Stube ist – nein, nicht der Fernseher! – natürlich der Ofen. Ohne den würden wir uns wohl ziemlich einen abfrieren hier draussen….

 

Homeoffice
2) Mangia Mangia!
Teig kneten, Fleisch anbraten, Salat rüsten, Fisch filettieren, Brot backen, Tee kochen, Kaffee aufbrühen. Platz hats in unserer Küche definitiv genug. Ich glaube, in unserem Backofen könnte man problemlos ein halbes Kalb braten. Im Kühlschrank die andere Hälfte lagern. Sollten wir vielleicht einmal ausprobieren….
Und jetzt macht kochen noch viel mehr Spass, dank all der scharfen Messerli, die wir von zu Hause mitgebracht haben.

Am Tisch ist noch Platz! Setzet und labet euch.

 

3) Entourage
Genug von drinnen. Bad und Schlafzimmer ersparen wir euch, wir hatten keine Zeit aufzuräumen.
Gehen wir also nach draussen. Denn deswegen sind wir ja eigentlich hierhergekommen.
Und das da draussen, lässt sich nunmal nicht in Worten beschreiben.
Darum schweige ich jetzt.  ^esther

Von Hunden und Katzen oder: doppelte Premiere

Tag 2 im Busch. Das Programm ist dicht, schliesslich verreisen unsere Gastgeber Jane & Rainer bereits morgen nach Mexiko. Es bleibt also nur wenig Zeit, um uns mit den wichtigsten Dingen vertraut zu machen, damit wir Anfänger im winterlichen Busch durchkommen und auch alles uns Anvertraute überlebt. (Hey! Hier wirds in der Nacht gerne -20 Grad, da gefrieren auch die dicksten Eier im Hühnerstall!)
Uns anvertraut sind 8 übermütige Huskies, 6 legefreudige Hühner, ein paar Pflanzen und ein grosser, hungriger Holzofen, der ebenfalls regelmässig gefüttert werden will. Gut. Damit kommen wir klar. Bis auf ein paar Heizspiralen bei den Trinkwasserkesseln für die Tiere gibt es höchstens noch einen Unterschied: im Schnee finden sich die Hundehaufen viel leichter! 🙂

Und dann, nahm uns Rainer mit auf einen Ausflug. Unsere erste Tour mit dem Hundeschlitten. Wow! Nein wirklich: WOW!
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Und zwar ging das so: Er zunächst mit dem 7-Spänner voraus, wir auf dem Schneetöff hinterher, die zweite Premiere an diesem Tag. (Ich klammere jetzt aus, dass wir die “Arctic Cat”, die Katze, so heisst dieses Raupen-Gefährt, als erstes mal quer in den Tiefschnee gelegt haben, schliesslich steht das Ding jetzt wieder artgerecht auf seinen Kufen)
1.5 Stunden gings im zügigen Tempo quer durch die Landschaft. Über verschneite Felder, Waldrändern entlang, Reggies Lake, Camden Lake, Brushy Lake. Haw! (links) Gee! (rechts)  Whoaaaaaaaaaaa! (stopp).
Und dann… durfte Esther selber auf den Schlitten stehen.

Oh – wie wenig fehlt uns jetzt gerade das Büro! (tschuldigung)

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One day too late, but very good :-) mmmmhhhh

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Man kann ja nicht alles gleich am ersten Tag machen…
Und nun dürft ihr drei mal raten, wer König wurde? Yes, me!
Ich finde, das ist auch wohl verdient, schliesslich hab ich den kleinen Plastikkönig auch mitgeschmuggelt.
(Danke Mami für das ultimative Zopfrezept!! Der Meyersche Hefeteig wird auch mit kanadischen Zutaten herrlich luftig buttrig.) ^esther

Die ersten Minuten in unserem neuen zu Hause

Endlich angekommen!
3 Monate haben wir uns Zeit gegeben, 3 Monate, um unser Leben in der Schweiz mehr oder weniger auf Eis zu legen, und dafür im kanadischen Eis zu hüpfen.
Die Wohnung geräumt , die Freunde umarmt, die Familie geküsst und die allerwichtigsten Habseligkeiten in 4 Koffern verpackt (wir haben wirklich kein Gramm unseres 2-Stück-Freigepäcks-Pro-Kopf verschenkt: 22.8kg/22.8kg/22.9kg/23.0kg!!), haben wir am 4. Januar das Flugzeug bestiegen. Basel. London. Vancouver. Gefühlte 50 Flug-Stunden später und nach einer Nacht in einem wahrlich ungastlichen Hostel in Vancouver (soll mir keiner den Fehler machen, auch da abzusteigen!! Wir schicken euch gerne Bilder der schwarzen Kringelhaare im Brünneli…) gings im Bus der neuen Heimat entgegen. Rund 7 Stunden dauerte diese letzte Etappe unserer “Heimreise” durch den Fraser Canyon. Wir hatten die Fahrt noch gut im Kopf, schliesslich waren wir erst vor 3 Monaten in die andere Richtung gefahren. Wie oft haben wir in der Zwischenzeit von dieser Busfahrt geträumt, die Strassen stets von hohen Schneemauern gesäumt. Doch… wie so oft… Traum/Realität…. nicht das Gleiche. Und so waren wir doch sehr überrascht, statt endloser Schneefelder lediglich gefrorene Böden mit etwas Rauhreif anzutreffen (nicht, dass dies unser Herz weniger erfreut hätte, aber wir wollten doch den richtigen kanadischen Winter!). Und er kam. Einfach erst auf den letzten Kilometern.
Dafür wurde die weisse Pracht von Kurve zu Kurve dicker, die Welt versank im weissen Schnee und schlussendlich trafen sich Traum und Realität tatsächlich vor der Tür unseres neuen Zuhauses.
Ja. Da brauchte es als erstes einen Freuden-Hüpf in den Schnee. Mit Anlauf!

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