Gestreckter Adler vorwärts

2014.02.11-Lady-Schlepper

… vom Yeti gebissen, oder was man halt an einem bewölkten Nachmittag im kanadischen Busch so macht 🙂

Heute war Pausentag. In Sachen Sonne zumindest. Schon gestern hat das Wetter umgeschlagen, es ist wieder deutlich wärmer (-1 Grad nachmittags), es hat etwas geschneit, und vor allem viel gewindet. Das heisst, unsere schönen Hundeschlitten-Langlauf-Schneeschuh-Trails sind komplett verweht und zugeschneit.
Groomen ist angesagt! (Kurze Erklärung für alle nicht-Kanadier: “Groomen” = Schnee schnüüzen in Englisch. Der Groomer ist so eine Art Pflug, den montiert man hinten am Schneetöff, der Pflug ist sehr schwer, und der schneidet mit einem gezackten Messer die oberste Schneeschicht weg und drückt das ganze platt. Hinter dem Gefährt gibt es dann diesen gewellten Weg, wie vom Pisten-Ratrac. Genau, die Wellen, die man auf der Skipiste am Morgen immer als erste befahren will). Und was hier draussen ja so toll ist: es gibt keinen, der einem diese erste Fahrt auf den Schneewellen wegnimmt. Haha!
Aber noch viel mehr Spass macht es, wenn man diese Wellen nicht erst am Morgen danach reitet, sondern direkt, so wie sie entstanden sind.

Lasst mich doch von Anfang an erzählen: Groomen, ist eigentlich eine 1-Mensch Aktion. Einer (Rainer) sitzt alleine auf dem Schneetöff, hinten dran der Pflug, und fährt dann gemächlich die zugeschneiten Wege ab. Fertig.
Wenn der Schneetöff gross genug ist (was hier der Fall ist), kann ein zweiter Mensch (Roland) hinten drauf sitzen und mitfahren. Das ist ganz praktisch, sollte zum Beispiel ein Baum quer über dem Weg liegen (was hier durchaus vorkommen kann), oder sollte man mit dem
Schneetöff im Tiefschnee steckenbleiben (auch das kommt durchaus vor).
Und es ist natürlich für uns Busch-Neulinge sehr spannend, da wir so ständig mehr von unserer Umgebung kennenlernen. Mit dem Schneetöff kommt man in 2 Stunden wesentlich weiter, als mit den Schneeschuhen!
Gut. Und jetzt zur 3. bis anhin überflüssigen Person (ich): die sollte eigentlich daheim bleiben und die Wohnung staubsaugen, doch das eilt ja zum Glück nicht. (Das ist ja auch das gute hier draussen: sieht ja keiner!)
Also rauf auf die Schuppen-Skier, und ran ans Seil. Hinten, am Snowmobil montiert, genug lang, damit die Skispitzen nicht plötzlich im Pflug stecken, ergänzt mit einem kurzen Bungee (Gummiseil, das absorbiert schnelle Tempoänderungen), et voilà, fertig ist das … Hm. Ich hab grad keinen Namen für diese Konstruktion … Nennen wir sie: Lady-Schlepper.
So. Und jetzt nehme ich alles zurück, was ich über diese Schuppen-Skier gesagt habe! Die sind nämlich ganz schön schnell, wenn der Motor stimmt!
Links. Rechts. Hoch. Runter. Scharfe-Kurve. Achtung-Baum! Ducken. Schneegestöber. Noldi-Gaggi (zum Glück trag ich Skibrille!) Weiter. Halt! Peng.

Nach zwei Stunden wilder Fahrt durch die Gegend, beherrsche ich hervorragend folgende Bremstechniken:
– gestreckter Adler vorwärts
– kreuz über quer gespitzt
– Schneekugel in alle Richtungen
– Sandsack (auch bekannt unter dem Namen: Textilbremse)

Stilnote? Ich würde sagen 5.0 von wie viel dürft ihr selber entscheiden.
(Und jetzt bin ich nur noch gespannt, wo ich morgen überall Muskelkater haben werde…)
^esther

Ps: ich glaube, jetzt hat grad der Hund unter dem Tisch gerülpst. Wusste gar nicht, dass die das auch können!