– 30 Grad

– 30 Grad. Das ist wie wohnen in der Tiefkühltruhe. Wobei dort die Mindesttemperatur offenbar nur bei -18 Grad liegt, hat mir Wikipedia erklärt…

2014-02-06_Enterprise-Lake_400

 

Diese extreme Kälte war ja mit ein Grund, warum wir gerade im Winter nach Kanada gegangen sind. Wir wollten dies einfach mal erlebt haben. Und nach anfänglicher Gnadenfrist bei – 10 Grad, ist das Thermometer nun seit einigen Tagen in der roten Zone (rote Zone bezieht sich in erster Linie auf meine Nase).
Das spannende an dieser Kälte ist ja, dass sie einen nicht nur draussen beschäftigt, sondern es fängt bereits drinnen an. So starte ich zum Beispiel im Moment meine Dusche mit dem Föhn. Genauer gesagt startet Roland meine Dusche mit dem Föhn. Unser Abflussrohr gefriert nämlich ständig zu… und nachdem ich dreimal dachte “das taut dann schon auf vom warmen Wasser, es braucht nur etwas Zeit”, die Duschwanne kurz darauf randvoll mit Wasser war, wir in der Folge das Wasser mit Pfannen abschöpfen mussten (und wie immer in solchen Situationen ist die Wanne ja genau dann voll, wenn man sich von oben bis unten einschamponiert hat und garantiert keine Duschpause brauchen kann…), und es ist wirklich nicht angenehm, wenn man nass und voller Seife in der Dusche steht, bei einer Raumtemperatur von ca. 17 Grad (dazu kommen wir später). Aber eben. Wir sind ja lernfähig, und seither startet meine Dusche eben mit dem Föhn. Sprich: ich teste schnell, ob der Abfluss läuft (was er eben nicht tut), dann schnappt sich Roland meinen Föhn, geht damit in die Werkstatt runter (wo die Leitungen von unserem Haus durchlaufen) und taut dann süüüferli mit dem Föhn die Leitungen auf. (Danke Schatz!!)

Nun zur Frage: warum sind es in unserem Bad nur 17 Grad? Dafür gibt es mehrere Gründe:
1. Bei – 30 Grad geht ihr nicht aus dem Haus ohne dicke, warme, lange Unterhosen (genau, diese Liebestöter). Und wenn ihr reinkommt, dann zieht ihr alles aus. Jacke, Mütze, Handschuhe, Halstuch, Sensationell-bei-jedem-Wetter-Muckboots alles, bis auf diese dicken, warmen langen Unterhosen. Und weil die Dinger wirklich sehr schön warm sind, würde man bei 22 Grad Raumtemperatur schwitzen (ist jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber so ungefähr in diese Richtung geht’s).
2. Wir haben keine Bodenheizung. In Wohnzimmer und Schlafzimmer macht dies nicht so viel aus, da haben wir Holzböden, zudem laufen wir den ganzen Tag in unseren Superwarm-Daunenfinken rum. Im Bad haben wir aber Plattenboden, entsprechend ist es da immer etwas kälter. Und da man mit diesen Daunenfinken nicht so gut duschen kann, kriegt man natürlich rasch kalte Füsse.
3. Bei – 30 Grad kommt unser Holzofen etwas an den Anschlag. Wir heizen ja lediglich mit einem Ofen im Wohnzimmer, der reicht im Normalfall zur Genüge, aber er will regelmässig gefüttert werden. Bei diesen Temperaturen besonders. Und wenn wir das mal vergessen (weil wir mit unseren dicken, warmen, langen Unterhosen in den Superwarm-Daunenfinken auf dem Sofa sitzen und heissen Tee trinken), dann sinkt die Raumtemperatur ziemlich zackig von angenehmen 20 Grad auf eben 17 Grad oder noch tiefer…
Mit dem gleichen Phänomen kämpfen wir übrigens auch jeden Morgen: Auch wenn wir in der Nacht mindestens einmal Holz nachlegen, ist es am Morgen dennoch meist nur noch so um die 14 Grad im Wohnzimmer.
Was einem dann aber wiederum, kaum ist man einmal kurz vor die Tür gestanden, so vorkommt, als wäre man in Rio am Strand (das ist jetzt vielleicht wieder etwas übertrieben, aber ein bisschen kommts schon hin).

Das Leben bei – 30 Grad mag unglaublich anstrengend klingen, aber ich sage euch, man gewöhnt sich daran. Und ehrlich gesagt, finde ich diese Extremtemperaturen gar nicht mühsam, sondern sehr, sehr toll! Die Welt draussen ist fantastisch! Im Wald knacken die Bäume, die Luft ist unglaublich klar, der Schnee knirscht nicht mehr, der knackt richtig unter den Füssen und der Rauch vom Kamin steigt auch nicht mehr in den Himmel auf, sondern blidet lange Schleierwolken und bleibt ein paar Meter über dem Boden hängen. Herrlich.

Man muss bei diesen Temperaturen auch nicht den ganzen Tag mit den Daunenfinken auf dem Sofa sitzen und heissen Tee trinken. Kommt nämlich die Sonne hervor (was sie derzeit täglich tut) dann wird es schnell wärmer, und gegen Mittag haben wir dann wieder angenehme -16 Grad. Bei diesen Temperaturen gehe ich langlaufen, und habe bei dieser Gelegenheit mal wieder meinen Damenbart kennenglerent.
^esther

Esther im Schnee1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS. Mitteilung an alle Schüler: Hier gibt es sowas wie Kältefrei. Wenn die Temperaturen morgens um 6 Uhr bei -32 Grad sind, dann fahren die Schulbusse nicht. Auf der Homepage der Schule wird dann sofort eine entsprechende Warnung platziert.
Bildschirmfoto 2014-02-07 um 08.57.59Weil die meisten Schüler hier von diesen Bussen eingesammelt werden, können sie folglich nicht zur Schule gehen (bzw. sie haben eine hervorragende Ausrede)
In der Primarschule erscheinen an solchen Tagen noch etwa die Hälfte der Kinder zum Unterricht, weil die Eltern sie persönlich abladen, in der Sekundarschule, wo die Kinder selber entscheiden, bleiben die Zimmer logischerweise: komplett leer.