Hallo Gipfel?

Ihr kennt uns, wir wandern für’s Leben gern. Querfeldein, auf Hügel, auf Berge. Wann immer wir Zeit finden, schnappen wir unseren Rucksack und ziehen los. Diesmal hatten wir noch Verstärkung von Roland’s Bruder dabei, Fant. Der Mann für die hohen Berge mit möglichst viel Anstrengung bitte. Gut, so soll’s sein.

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Das Ziel waren zwei Berge “ganz in der Nähe”, beim Horsefly Lake. Rainer hatte uns vorgeschwärmt von endlosen Alpwiesen, verschneiten Gipfeln und das alles ohne Touristen! Da konnten wir natürlich nicht wiederstehen.
Los ging’s erst mal ganz langsam. Distanzen sind in Kanada ja immer relativ. “Ganz in der Nähe” waren gut 200 Kilometer, davon die letzten 50 Kilometer auf Schotterstrassen. Für unseren Dodge Gran Caravan (Zweiradantrieb und garantiert geländeuntauglich) immer eine besondere Herausforderung. Nun gut, den Berg haben wir gefunden. Der Einstieg zum Wanderweg ist eine andere Geschichte….

Kanada ist nicht gerade berühmt für seine gut markierten Wanderwege und für Wanderkarten schon gar nicht. Wir haben zumindest noch keine sinnvollen Karten gefunden. Wer hier wandern will, deckt sich entweder mit gut gemeinten Ratschlägen von Bekannten ein oder schnappt sich eines dieser Wanderführer-Bücher die oft ziemlich veraltet sind, meist sehr viele Worte aber kaum Karten enthalten und wir insgeheim auch bezweifeln, dass der Schreiberling den Weg wirklich selber einmal abgelaufen ist… Nun denn, diesmal hatten wir gute Ratschläge sowie das Wanderführer-Buch dabei, es konnte also eigentlich nichts schief gehen. Mhm. Ebe doch.
Den Fuss des Bergs fanden wir noch auf Anhieb. Die Strasse zum Einstieg der Wanderung allerdings nicht mehr. Da wo Rainer beschrieben hatte, waren nur noch Bäume. Zugewachsen. Unpassierbar. Kommt vor in diesem Land, wo sich die Natur gerne alles zurückerobert, was der Mensch einmal freigeschnitten hatte und leider auch kein Wanderverein die Wege in Schuss hält. Was meint unser Wanderführer? “Bitte starten sie von der anderen Seite des Berges aus.” All right! Zurück ins Auto, wieder 20km Holperpiste, diese Strasse existierte immerhin noch. Verhältnismässig gut ausgebaut sogar, vermutlich war hier vor einigen Jahren “ge-logged” worden, Holzernte. Leider führte uns die Strasse nicht ganz so weit nach oben wie das Buch versprach, die Schlaglöcher waren für unser Auto definitiv eine Nummer zu tief. Also hiess es Rucksack schultern, und die letzten vier Kilometer bis zum Einstieg der Wanderung zu Fuss gehen. Naja… Wanderweg…. ein stählernes Dreieck an einem Baum sollen wir suchen. Sei nicht zu verfehlen, hiess es im Buch, dies markiere den Einstieg. Copyright 2009, geschrieben vermutlich 2006, gewandert? Kein Kommentar. Ob der Baum gefällt wurde, das Dreieck in der Zwischenzeit verrostet ist oder wir vielleicht doch den falschen Berg gewählt haben, wir fanden den Wanderweg auf jeden Fall nicht. Die Strasse endete (wie erwartet) in einem ehemaligen Logging-Feld auf halbem Weg zum Gipfel. Vielleicht als kurze Erklärung für Noch-nie-in-Kanada-Gewesene: Ein Loggingfeld ist nichts besonders schönes. Baumstümpfe, liegengelassene Holzreste, als wäre ein riesiger Rasenmäher über den Wald gefahren. Zerstört. Karg. Trostlos. Dieses Feld hier war zum Glück schon etwas älter, es wuchsen bereits wieder viele Blumen, also nicht mehr ganz so trostlos. Und da es keine Bäume hatte, war der Ausblick auf die umliegenden Berge entsprechend frei und wunderbar, aber Alpwiesen sehen definitiv anders aus!

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Querfeldein zum Gipfel weitermarschieren war leider unmöglich, da wo der Wald noch stand, war er nämlich so dicht, da kam kein Hase durch, geschweige denn drei Baselbieter.  Jä nu, hat nicht sollen sein. Unser Bewegungsdrang für den Tag war ohnehin gestillt (emel der von Esther), der Cervelat war auch verputzt (mit Genuss von Roland) und so zogen wir es vor, den Abstieg anzutreten und für den Rest des Tages die Füsse im See beim Campingplatz zu kühlen (das war dann Fants Spezialgebiet, ihm hatten es diese saugenden Biester angetan, die es auf seine nackten Füsse abgesehen hatten). 2014-08-04_0111-1024

Auf dem Campingplatz trafen wir unsere Rettung für den nächsten Tag: ein ehemaliger Jäger aus der Gegend. Er schwärmte uns ebenfalls von endlosen Alpwiesen vor, aber auf einem anderen Berg. Da er uns netterweise gleich persönlich den Einstieg zum Wanderweg zeigte (natürlich mit dem ATV, hier geht ja keiner zu Fuss ausser wir…) war es eine sichere Nummer.
Ein sehr guter Plan, wie sich am nächsten Tag herausstellte. Der Weg war zwar unglaublich steil und lang, 3 Stunden Aufstieg im Laufschritt brachten sogar unseren Fitnesschef Fant an seine Grenzen (das gibt’s halt, wenn wir Kurzbeinigen versuchen mit Roland mitzuhalten), doch was uns oben erwartete war alle Mühe wert.
Kanadische Alpwiesen sind einfach wunderschön!!
^esther

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Den ganzen Artikel findet ihr hier: Volksstimme Ausgabe 28. August 2014