RhabarberRhabarber

RhabarberDa ihr uns auf Facebook ständig darauf aufmerksam macht, dass in der Schweiz die Rhabarber-Saison gestartet ist, haben wir jetzt auch Rhabarbern in unserem Garten.
Ja, die gibt es hier auch, die wachsen sogar wild, aber leider nicht vor unserer Cabin.
Zumindest gestern Morgen noch nicht. Jetzt schon 🙂
Jane und Rainer erinnerten sich eben noch sehr gut an diesen riesigen Rhabarberbusch hinter Cabin 12 in ihrem ehemaligen Ferien-Resort….

Gestern Morgen bin ich also zusammen mit Rainer nach Lac-La-Hache gefahren, ins Fir Crest Resort (das ist das ehemalige Resort von Jane und Rainer). Rainer musste ohnehin noch etwas an seinem Segelboot richten, das immer noch dort in der Garage steht (von Vorteil, das Resort liegt nämlich am Ufer eines grossen Sees mit viel Segelwind), es hat sich also gerade gut getroffen.
Das Resort steht seit einigen Jahren leer und entsprechend sieht es dort auch aus… Gras, Büsche, die dringend zurückgeschnitten werden müssten, der Sandstrand von Unkraut überwachsen, die Bretter vom Steg gebrochen, abblätternde Farbe, blinde Fenster, Türen, die schief in den Angeln hangen, auf der Sonnenterasse liegt Laub. Man kann den ehemaligen Glanz dieser Parkanlage immer noch fühlen, ihn zu sehen braucht aber sehr viel Phantasie….
Nun gut. Wir sind ja nicht hergekommen, um das Resort zu besichtigen, sondern um Rhabarbern auszugraben. Hinter Cabin 12 konnten wir leider nichts finden, aber hinter der Werkstatt war ein riesiger Busch. Bzw. der Ansatz davon. Die Rhabarbern hier haben erst gerade die Köpfe aus dem Boden gesteckt, von Stängeln ist noch nichts zu sehen. Umso besser, denke ich mir, wachsen sollen sie ja dann bei uns.
Schaufel, Pickel, los gehts.

Frage: wer von euch weiss, wie eine Rhabarberwurzel aussieht?
Mhm. Ich hätte vielleicht auch besser vorher mal nachlesen sollen… Was ich da in der Erde gefunden habe, hat meine Vorstellungen nämlich komplett über den Haufen geworfen. Ich hätte etwas Knollenähnliches erwartet. Oder einen kompakten Wurzelstock mit vielen Würzelchen, wie bei der Rose. Naja.. Jane sagte ja, es sei eine alte Rhabarber… aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet!
Ich sage euch, diese Wurzeln waren GIGANTISCH. Sicher 10 cm im Durchmesser, ausgestreckt über eine Fläche von vielleicht 3 Quadratmetern. Unmöglich, das an einem Stück auszugraben.
Ich will aber Rhabarber haben!
Und ich habe Rhabarber. Ein tiefer Seufzer und eine spannende Diskussion mit einer alten Dame später* wurden die Wurzeln gnadenlos durchtrennt, getrimmt auf transportierbare Grössen, in Säcke verpackt, auf den Truck geladen, nach Hause gefahren und dort wieder eingepflanzt. Ich hoffe jetzt einfach ganz fest, dass die Rhabarber zu diesen Urgewächsen gehört, die aus jedem klitzekleinen Stückchen regenerieren können….

Holz aalänge und immer viel Wasser geben.
Ihr werdet das Foto der ersten selbstgebackenen Rhabarberwähe zu sehen bekommen.
^esther

*alte Dame? Folgendermassen:
Wie ich da am Graben war, steht plötzlich ein älteres Paar neben mir. Er mit schneeweissem Haar, gebleichten Zähnen und neuen Turnschuhen, Sie mit 80er-Jahre Dauerwelle, spindeldürr und einer kleinen Schaufel in den Händen. Die Eltern des neuen Besitzers, wie sich später herausstellte. (Ups.)
“Are you digging for Gold?” – gräbst du nach Gold, fragten sie mich (Standardwitz hier im Cariboo)
“Hahaha, no! Rhubarb.” – “Rhubarb?????” – Sein Interesse war damit bereits wieder weg, er ging lieber zu Rainer und liess sich die Ferienanlage zeigen. Sie hingegen war sehr fasziniert von dieser Pflanze. Kommt näher, stupst mit ihrer kleinen Schaufel die Köpfe der Rhabarber an (das Preisschild war immer noch an der Schaufel dran, keine Ahnung wofür sie diese dabei hatte…)
“What is this again?” – Was ist das nochmal?, fragt sie mich.
“Rhubarb.”
“Strawberries?” Erdbeeren? “No, Rhubarb. You know, these long red stalks, they make delicous cakes or jam!” – lange rote Stängel, gibt super Wähe oder Konfitüre!
“Rhubarb????” Ich gebe auf.
Zeige ihr dafür die riesigen Wurzeln und versuche zu erklären, warum ich diese Pflanze so gerne ausgraben und heimnehmen will.
“Oh, no problem!” – Kein Problem, sagt sie. “You can cut the roots. You don’t need much, it will grow, you’ll see!” Schneid die Wurzeln durch, die werden wachsen, du wirst sehen!, meint sie, und gräbt mit ihrer Mini-Schaufel ein Rhabarberköpfchen mit höchstens 2cm Wurzelwerk darunter aus, und drückt es mir in die Hand. “Here, take!”. Da, nimm.
Ich habe das lädierte Pflänzchen tatsächlich so mitgenommen und eingepflanzt. Nicht, weil ich glaube, dass es wachsen würde, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz, sie war so überzeugt davon…
Wobei, ganz ehrlich, meine Taktik war am Ende nicht viel anders, wie ihre. Nur, dass ich ein bisschen mehr von der Wurzel dran gelassen habe.

Wurzel