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Mol “gschnell” uf Bella Coola

Eigentlich müsstet ihr jetzt alle zuerst einmal eine Landkarte zur Hand nehmen und nachschauen, wo dieses Bella Coola liegt…. Dann versteht ihr vielleicht auch, warum wir uns an diesem Wochenende mehr wie einmal an den Kopf gelangt haben und uns fragten, was wir hier genau machen…
Hin und zurück sind es nämlich 1150km und eine solche Strecke an einem einzigen Wochenende zu fahren, das ist auch für uns (Möchtegernkanadier) nicht normal. Es hat uns halt einfach wahnsinnig gereizt dieses Bella Coola. Weil wir schon so viel davon gehört haben. Weil es am Meer liegt. Weil es dort unglaublich viele schöne, alte Zedern haben soll (die, die die Loghausbauer als Mittelpfosten für Wendeltreppen in unsäglich teuren Häusern einbauen). Weil ins Tal nach Bella Coola hinunter die krasseste Strasse führt, die Kanada je gesehen hat (man spricht nur hinter vorgehaltener Hand darüber und nennt sie mit ehrfürchtigem Unterton “The Hill”). 2014-08-23_0204-1024Da mussten wir doch hin! Eben. Und weil auch unsere Freizeit eingeschränkt ist, musste ein Wochenende reichen.

Wie so oft im Leben haben wir an diesem Wochenende sehr viele Sachen erlebt, und das liegt nicht primär an der unglaublichen Distanz, die wir zurückgelegt haben.

Als erstes mussten wir nämlich den Zahnarzt von Bella Coola retten. Martin (der Zahnarzt) wollte mit seiner Frau Tati und Tochter Nora eigentlich nach Vancouver fahren, um neue Kajaks zu kaufen. Nur leider wollte ihr Auto nicht nach Vancouver und blieb auf halber Strecke stehen. Zufälligerweise genau dort, wo wir unsere erste Pause einlegten. Bekanntschaft war schnell gemacht, Platz in unserem Auto ebenso, und weiter ging die Fahrt zu 5 für die Lehr’s nach Hause, für uns in eine neue Welt. Wie sich bald herausstellte teilten wir nicht nur das gemeinsame Reiseziel, sondern auch die Leidenschaft für Wanderungen zu Orten mit schöner Aussicht. Familie Lehr hatte jede Menge Tipps zu den Bergen rund um Bella Coola für uns, wo wir a) keinen Achsenbruch an unserem Auto riskierten, b) nicht im Busch verloren gehen können und c) innert nützlicher Frist die schönsten Alpwiesen erreichen. Wir hatten mehr als genug Zeit, um diese Wanderleidenschaft durchzudiskutieren, dauerte die Fahrt nach Bella Coola doch immer noch gute 350km.2014-08-22_0003-1024

Entsprechend müde kamen wir in Bella Coola an. Dort kamen wir in den Genuss einer privaten Führung durch das Örtchen, inklusive Hafenbesichtigung. Wäre Roland etwas seetauglicher, so wären die Lehr’s sofort mit uns aufs Meer hinausgefahren, so blieb es bei einem Rundgang mit anschliessender Einladung zu Kaffee und Kuchen auf ihrer Terrasse (herrlicher, köstlicher, warmer Schokolade-Lava-Kuchen, selbstgebacken von Tochter Nora). Ich gebe zu, wir waren mehr als neidisch auf den Garten von Familie Lehr, im milden Klima von Bella Coola wächst einfach alles, alles, alles. Und zwar gross und üppig. So üppig, dass sie schon gar nicht mehr wissen wo hin mit all den getrockneten Apfelschnitzen. Wir opferten uns natürlich herzlich gern, und durften ein paar davon mitnehmen. DANKE!!!

2014-08-23_0022-1024Oh, was waren wir froh um diese Apfelschnitzli, der nächste Tag hatte es nämlich mehr als in sich. Martin hatte uns die Wanderung zum Mosquito-Pass empfohlen. Der Beschrieb war perfekt, wir fanden den Einstieg auf Anhieb (was hier nicht selbstverständlich ist, wie wir euch auch schon vorgejammert haben). Leider hatte Martin auch nicht untertrieben, was die Steilheit des Hangs anbelangte… Ich schätze irgendwas zwischen 50 – 60°.

2014-08-23_0032-1024 Wir stiegen und stiegen und stiegen, immer den farbigen Bändern an den Bäumen nach (angebracht von früheren Wanderern oder Jägern). Der Weg führte so ziemlich schnurgerade nach oben. Zick-Zack-Wege sind leider etwas unglaublich Schweizerisches…
1 Stunde, 2 Stunden, 3 Stunden. Irgendwann kamen wir aus dem Wald, doch flacher wurde es deswegen noch lange nicht.

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Als wir nicht mehr höher steigen konnten, waren wir auf dem Gipfel. Wahnsinn. Und schön! Die Coast Mountains sind ähnlich wie die Alpen im Wallis. Granit, zackige Felsspitzen, steile Hänge, nur starten sie bereits auf Meereshöhe und führen trotzdem bis auf 2000 Meter und höher.
Leider war es an diesem Tag ziemlich dunstig, sonst hätten wir wahrscheinlich noch viel mehr Bergspitzen sehen können, aber auch so war das Panorama atemberaubend. Und was machen wir, wenn es uns an einem Ort besonders gut gefällt? Genau, wir essen etwas.

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YES WE DID IT 🙂

 

 

 

 

So. Und jetzt alles wieder abe. Läck hatten wir den Knüü-Schlotteri nach dieser Wanderung! Ich glaube, ich bin fast 3 Tage danach noch herumgestakelt, als hätte ich keine Kniegelenke mehr…. Aber das war es wert!

 

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Wir beschlossen den nächsten Tag etwas gemütlicher anzugehen, schliesslich mussten wir ja auch noch die 550 Kilometer bis nach 100 Mile House zurück fahren. So gingen vor uns vor der Abfahrt nur “kurz” die Füsse vertreten. 3 Stunden. Es ging zum Glück fast geradeaus, durch einen Wald der vor einigen Jahren abgebrannt war. Richtung Rainbow Ranges. War auch sehr eindrücklich. Vor allem bietete der kleine namenlose See die perfekte Kulisse für unser Zmittag.

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Ich weiss nicht, ob ich es noch erwähnen muss, aber was waren wir K.O. nach diesem Wochenende! Eins haben wir uns für die Zukunft gemerkt: das nächste mal schauen wir auf die Karte, bevor wir losfahren. Und sollten wir wieder nach Bella Coola gehen (was wir unbedingt vorhaben), dann rechnen wir mindestens eine zusätzliche Nacht ein. Und ein Stück von Nora’s Lava-Kuchen 🙂 Definitiv.

^esther

 

Ps: Das Wochenende war also auch für unser Auto ziemlich streng, es musste nämlich zwischendurch ein bisschen Offroader sein. Aber nur bitzli.

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PPS: Und hier noch ein paar Bilder für den grossen Bildschirm: 2014-08-23_0101-2014-08-23_0109b_1024

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