Author Archives: zimtstaengel

Das moderne Tagebuch am Arm

Ich werde ja regelmässig gefragt: Was trägst du da für ein komisches Band an deinem Arm, ist das eine Uhr???
– Nein, das ist ein Schrittzähler. Aber kein normaler Schrittzähler.
– Warum?
I tell you why. Anhand einer Tagesauswertung von letzter Woche. Es war an während unseres Ausflugs nach Vancouver…

2011-11-21_Fitbit-TrackKurze Legende für Nicht-Schrittzähler-Besitzer:
Grün bedeutet hohe Aktivität
Gelb bedeutet normale Aktivität
Rot bedeutet wenig Aktivität
Nichts bedeutet logischerweise keine Aktivität.
Tagesziel: 10’000 Schritte. Haben wir locker übertroffen, wie ihr seht.

Jetzt kommt der spannende Teil, nämlich wie kamen die Schritte zu Stande….

1) Ort: Youth Hostel Granville Street, Vancouver
Aktivität: Einmal umdrehen im Bett. Matratze etwas durchgelegen, ansonsten tiptop!

2) Ort: siehe 1)
Aktivität: Toilette

3) Ort: Frühstücksraum
Aktivität: 2 Stockwerke runter, Vollkorn-Bagel fassen, Kaffee fassen, hinsetzen. 2x zurück zur Kaffeemaschine, 1x zurück zum Toaster (der Bagel mag doch noch etwas mehr Schwärze vertragen). 2 Stockwerke hoch mit Zusatzgewicht (2 Muffins und ein Rosinen-Bagel vom Frühstücksbuffet. Psssst!)

4) Ort: Downtown Vancouver.
Aktivität: Auf zum Shopping-Trip. Voller Elan los – Mist! Die Läden sind noch zu. Mist! Es regnet in Strömen. Mist! Wir haben nur einen kleinen Schirm. Lösung: Ab zu unserem Auto in die Parkgarage, dort sind unsere Regenjacken.

5) Ort: Parkhaus Downtown.
Aktivität: Wo ist unser Auto? Nein, ernsthaft. WO ist unser Auto???? UNSER AUTO IST WEG!
1x Parkhaus hoch und wieder runter, ohne Erfolg. Ab zum Parkhauswächter beim Eingang, kurze verbale Auseinandersetzung.
Telefonat mit dem Abschleppdienst. Erleichterung! Unser Auto ist nicht geklaut, es wurde “nur” von der Polizei abgeschleppt. Aus Sicherheitsgründen. Weil es (vermutlich) aufgebrochen wurde.

6) Ort: Skytrain (= U-Bahn)
Aktivität: Nerven beruhigen auf dem Weg zum Abschlepp-Park, wo unser Auto stehen sollte. Rätseln. Oh Gott! Hoffentlich haben sie unsere Wanderschuhe nicht geklaut. Oh Gott! Hoffentlich ist unsere Matratze nicht komplett nass von all dem Regen. Uuuuuuh… Stimmung nicht gut…..

7) Ort: Industriequartier Vancouver
Aktivität: Abschlepp-Park an der Industrial Avenue suchen. Es regnet immer noch in Strömen. Wo um alles in der Welt ist diese ***** Industrial Avenue?? Wir fragen den Pakistani im Möbelladen. Industrial Ave? Has your car been towed? (Wurde euer Auto abgeschleppt?) – Haha. Witzbold. Yes, indeed. (Allerdings)

8) Ort: Busters Towing, Office
Aktivität: Anstehen. Betonbüro. Grüne Wände. Flackerndes Licht. Abgelöschte Schalterfrau. Nein, wir haben nicht falsch geparkt, unser Auto wurde aus Sicherheitsgründen abgeschleppt. Was??? 115 Dollar???? Zahlt das die Versicherung????

9) Ort: Busters Towing, Parkplatz
Aktivität: Auto suchen. Es regnet immer noch in Strömen. Da steht es! Seitliche Scheibe ist kaputt, aber immerhin mit Plastik abgedeckt. Matratze demzufolge gerettet. Glück gehabt! Wanderschuhe sind auch noch da. Glück gehabt! Wanderrucksack ist weg. Kein Glück gehabt. Regenjacken sind ebenso weg und noch ein paar andere Dinge. F****!!!
Immerhin ist die Security Guard nett. Erklärt uns, dass Speedy Glass die Scheibe sicher schnell reparieren würde. Und tröstet uns, dass uns das in jedem anderen Parkhaus auch passiert wäre. Merci. Vancouver, weisch. All diese vielen Obdachlosen. Horrible! (Indeed)

10) Ort: Tim Horton’s Parkplatz
Aktivität: Knabbern. Früchtebrot und Rüebli. Selbst mitgebracht. War immer noch im Auto. Hunger hatte der obdachlose Einbrecher also offenbar nicht. Telefon mit ICBC (Autoversicherung). Sind wir versichert? Nur für die Scheibe. Aha. Selbstbehalt von 300$. (F***!) Aha. Speedy Glass ok? Ok. Dann gehn’ wir also da hin.

11) Ort: Starbucks
Aktivität: Neu gekauften Regenschirm zusammenklappen. Durchatmen. Sitzen. Kaffee trinken.
– Sendepause –
Lage besprechen: Auto ist versorgt, Speedy Glass flickt die Scheibe bis heute Abend. Okey. Was machen wir eigentlich dann mit dem Auto? Hm. Gute Frage. Wir wollen noch bis Morgen in der Stadt bleiben. Vielleicht behalten sie es bei Speedy Glass?

12) Ort: Streets of Vancouver
Aktivität: Schnell zurück zu Speedy Glass! Ja, sie behalten es bis Samstag in ihrer Garage. Glück gehabt. Unser Auto ist somit vorläufig sicher.

13) Ort: Fancy Outdoorshop
Aktivität: Geklaute Regenjacke ersetzen. Hat sich noch nie mehr gelohnt. Genau, es regnet immer noch in Strömen. Ein Lob an dieser Stelle an den Erfinder von Gore-Tex, unsere Trekkingschuhe halten dicht.

14) Ort: Polizeiposten
Aktivität: Warten. Warten. Warten. Warten. Warten. Warten. Warten. Doch, so ein Polizei Rapport ist wichtig. Vielleicht haben wir ja eine Diebstahlversicherung, die für die geklauten Dinge aufkommt.
– Wie bitte? Dort drüben weiter warten? Okey.
Warten. Warten. Warten. Warten. Warten.
– Wie bitte? Warten, bis sie den Rapport in ihren Computer eingeschrieben haben? Okey.
Warten. Warten. Warten. Warten.
– Wie bitte? Den Rapport im Polizeibüro am anderen Ende der Stadt abholen? Häh?? 50 Dollar kostet der??? Und das andere Polizeibüro schliesst in einer Stunde???? – RUN FOREST!

15) Ort: Save-On-Foods
Aktivität: Wasser kaufen. Polizei macht durstig. Schnell auf die Uhr schauen: Help! Wie um alles in der Welt sollen wir es in einer Stunde mit dem öffentlichen Verkehr ans andere Ende der Stadt schaffen?????

16) Ort: zurück im Polizeiposten von 14)
Aktivität: Verhandeln.
– Entschuldigung, das ist aber wirklich nicht möglich, was sie da von uns verlangen!
– OH! Sie haben recht, kein Problem, ich drucke ihnen den Rapport gleich hier aus. Gratis. Nein, kein Witz. Wissen sie, nur die Bewohner von Vancouver müssen auf den anderen Posten. Für Besucher ist der Rapport kostenlos. Bitte entschuldigen sie die Umstände. Es tut uns unglaublich leid, was ihnen wiederfahren ist!
– Merci… Haben sie vielleicht einen Wanderrucksack förig?

17) Ort: Streets of Vancouver
Aktivität: Zurück zum Hostel. Es regnet immer noch in Strömen. Wo kommt nur all das Wasser her…? Schlafen.

18) Ort: Steakhouse
Aktivität: Bellini trinken. Guuuuuuuut. Dieser Tag war wirklich unglaublich. Ja gern, noch einen Bellini. Und diesen Super-Bacon-Double-Great-Cheese-Yummie-Burger mit Extra Pommes.

19) Ort: Youth Hostel Granville Street
Aktivität: Schlafen. Ende, Aus.

Seht ihr? Ich sagte euch doch, dass das kein normaler Schrittzähler an meinem Arm ist. Das ist ein modernes Tagebuch. Vielleicht schreibe ich eines Tages mit diesen Daten meine Memoiren. Das erste Kapitel kennt ihr ja jetzt.
^esther

Farwell Canyon… Beautiful British Columbia

car-plateEs steht auf jedem Autonummernschild: “Beautiful British Columbia” und das stimmt auch. Wir haben wieder einen neuen Fleck davon gesehen.

2014-11-02_0015-1024 Ca. 150 km westlich von uns befindet sich der Farwell Canyon. “Ein Fluss, eine grosse Sanddüne, ein schöner Canyon und Hoodoos” (Gesteinssäulen aus Sandstein) So lautete die kurze Beschreibung von denen, die schon mal dort gewesen waren. Für uns Grund genug, selber einen Tagesausflug dahin zu machen, last Minute, bevor der Schnee kommt.

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“Schöner Canyon”? Wir würden sagen, unglaublich beeindruckend!
Ja der Chilcotin River hat uns den Atem geraubt, deswegen mussten wir auch gleich hinunter steigen und uns die ganze Sache von Nahem ansehen. (Nein, wir wissen nicht, ob das Wasser kalt ist… wir haben zwar Steine gesammelt, Schwemmholz analysiert und ausgebleichte Knochen studiert aber irgendwie hat niemand den Finger ins blaue Nass gesteckt… Liegt vielleicht daran, dass die Aussentemperatur knapp 4°C war. Nix Badewetter….)

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Hoch über dem Fluss thronen die Hoodoos, grenzen die Sandsteinwand mit ihren bizarren Formen vom Himmel ab. Die Säulen gefielen uns derart gut von unten, eigentlich nur logisch, dass wir sie auch von oben betrachten wollten. Also los, raus aus dem Loch und den Blickwinkel wechseln. Ihr könnt euch vorstellen, unser Wanderherz hüpfte ab der endlosen Ebene, die da oben auf uns wartete. Zuerst mussten wir aber noch den obligatorischen Besuch bei der grossen Sanddüne machen. Es sei die grösste in Nordamerika. Oder in Kanada. Oder die höchste? Oder die höchstgelegene? Keine Ahnung. Aber irgendeinen Superlativ hat sie. Verdientermassen. Findet ihr nicht?

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Deine Spuren im Sand…. Achtung, wir waren nicht ALLEINE!

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Die Aussicht zum Zmittag war atemberaubend.

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Natürlich haben wir nicht nur den Sand in unseren Wanderschuhen genossen, es gab auch noch ein bisschen körnigen Käse und Pizzabrot mit Sandbelag. Fast ein bisschen Strandfeeling inmitten der kanadischen Wildnis.
Frisch gestärkt machten wir uns dann auf, die endlose Hochebene abzuwandern. Immer schön entlang der Klippen, von Hoodoo-Fjord zu Hoodoo-Fjord. Unglaublich, die Aussicht da oben!

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Vorsicht, wer auf allen Vieren über die Klippe gucken will, die Gegend sieht nicht nur wüstenähnlich aus, sie ist auch voller winziger, stachliger Kakteen!2014-11-02_0143-1024

Bei einer verlassen Farm am Ufer des Chilcotin haben wir noch einen Wurzel-Keller entdeckt. Wie in den alten Cowboy Filmen, nur echt. Hier hätte also auch “Winnetou” leben können 🙂

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Ein wunderbarer Fleck, den wir kennen lernten durften zusammen mit unseren Québecer Freundinnen Colette und Rachel.

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Des Guten nicht genug, haben wir den Tag mit einer weiteren Neuigkeit abgerundet, wir haben nämlich unsere allererste Poutine gegessen. Schon viel davon gehört, uns selber nie getraut, jetzt endlich probiert. Und genossen! Offenbar hatten wir Glück, die Poutine war “fast wie richtig”, meinten unsere Québecer Freundinnen. Poutine? Ist eine Spezialität aus ihrer Heimat. Googlet mal…
An diesem Tag hat nichts gefehlt. Wirklich. Gar nichts.

Roland & Esther

Green Revolution – The End

Die Gartensaison 2014 ist vorbei.
Definitiv.
Seit heute Morgen.

Nein, das Enddatum haben wir nicht selber bestimmt, da ist uns jemand zuvorgekommen:

Garten Ende_alles_1_1024 So geht es halt, wenn Esther zu faul ist das Beet weiterhin jeden Abend zuzudecken
– “Die Pflanzen, die noch drin sind, sind alle kälteresistent! Wirklich! Wir können uns die Mühe sparen!” –
und Roland auf der anderen Seite findet, es sei noch zu früh um alles abzuernten
– “Lass uns doch mindstens noch warten bis am Mittag, dann haben wir auch Zeit den Nüsslisalat zu rüsten. Oder noch besser bis Morgen, vielleicht wächst ja noch ein Blättchen mehr!” –

Wie heisst es so schön? Wenn sich zwei streiten, freut sich das …..

Garten Ende_rehspuren_1_1024… freut sich das Reh. Genau.

Frech, Frech, Frech.

Bye bye Kale-Chips,
au revoir kälteresistenter Nüsslisalat,
tschüss Mangold-Wähe,
wie habt ihr uns frisch und knackig auf dem Teller gemundet!
Ab jetzt gibt’s nur noch Gerettetes aus der Tiefkühltruhe.

Wir geben zu, es hat saubere Arbeit geleistet, das gierige Tierchen. Hat nur weggeknabbert, was wirklich saftig war und vor allem leuchtend grün. Der Lauch hat ihm offenbar nicht so geschmeckt. Klar, unser Garten muss in Rehaugen wie eine Leuchttafel gewesen sein, vergleicht mal unser Gemüse mit der vertrockneten Wiese rundherum (also Gemüse… die traurigen Reste, die davon noch übrig sind).

Garten Ende_kale_1_1024 Garten Ende_kale_2_1024 Garten Ende_leeks_1_1024Tja… so ist das Gärtnerleben im kanadischen Nirgendwo. Zuerst knabbern einem die Mäuse alles Unterirdische weg und dann vernichtet das Reh das Oberirdische. Ist gut, der Wink ist angekommen. Heute Nachmittag machen wir den Garten dicht. Merci.

Ein Exgüsi ist noch für die Hühner: das Reh hat an den Stängeln leider nicht mal mehr genug Grünzeug für euch übrig gelassen. “Teilen” ist in der Wildnis offenbar nicht so verbreitet.

^esther

Ps: Weil es unsere erste Saison mit eigenem Garten war, das ganze Vergnügen zur Erinnerung gebündelt.
Bitteschön:

O’pflanzt is
Green Revolution – Ein update aus dem Gartenzenter Buser
Green Revolution – update
Plagegeister
Green Revolution – The End

Absolute Glückseligkeit….

… hat seit gestern 10 Buchstaben. Haha, ratet mal! Nein, es hat nichts mit Nachwuchs zu tun. Die absolute Glückseligkeit ist mein nigelnagelneuer S.C.H.L.A.F.S.A.C.K. Wärt ihr nicht drauf gekommen, hä? I tell you why, dazu muss ich aber ein bisschen ausholen.

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Als wir im Frühling 2013 die Koffer für unser erstes Kanada-Abenteuer packten, fand ich (warum auch immer) meinen geliebten, uralten Daunenschlafsack nicht mehr (falls ihn jemand gesehen hat…?). Er hatte seine besten Zeiten zwar längstens überschritten, die meisten Federchen in Pfadizelten und Heustöcken verloren, aber es war trotz allem immer noch ein relativ warmer Schlafsack. Praktisch, wenn man Ferien in kaltem Klima plant. Doch da der alte Schlafsack wie gesagt spurlos verschwunden war, musste notfallmässig ein neuer her. Damals waren wir überzeugt, dass wir lediglich in unserem Auto schlafen wollten, es dort drin warm genug sei (läck waren wir naiv!) und so entschied ich mich für die Variante billig, handlich, dünn. Fehler. Grosser Fehler. Ich erinnere mich an genau zwei Nächte, in denen ich nicht gefroren hätte. Trotz Mütze, Handschuhe, Rollkragen, Wollsocken und Innenschlafsack. Der “point of no return” kam diesen August, als ich mit meinem Bruder Martin die Bowron Lakes bepaddelte und uns ein plötzlicher Wintereinbruch überraschte. In dieser eisigen Nacht habe ich mir sicher 100mal geschworen “Jetz isch fertig mit dem dünne Seich!!!” (das ist jetzt die zensierte Version)
Ein bisschen Geduld musste noch sein, aber seit vorgestern bin ich stolze Besitzerin der 1.6 Kilogramm schweren, daunengefüllten, absoluten Glückseligkeit in Orange mit blauem Reissverschluss.

Nun, eigentlich habe ich mein Glück ja den Lachsen zu verdanken. Die schwimmen derzeit zu Millionen vom Meer her die Flüsse hoch bis tief ins Landesinnere, um dort zu laichen und dann zu sterben. Ein Spektakel, das wir uns unbedingt ansehen wollten. Einer der berühmtesten Lachs-Beobachtungs-Plätze ist am Adams-River, kurz nach Kamloops. Kamloops? Das ist knapp 250km südlich von uns, da wo all die grossen Einkaufszentren sind. Tschegget? Kamloops + Einkaufszenturm = neuer Schlafsack für Esther. Wenn wir den Lachsen schon einen Besuch abstatten, so dachten wir, dann verbinden wir das doch gleich mit einer langen Wanderung, inklusive Übernachtung. Und so wurde der neue Schlafsack gleich probe-geschlafen. Bilanz: Ich will dieses superflauschige Ding nie mehr verlassen. Nie mehr. Ich lebe ab jetzt da drin.

2014-10-17_0198-2014-10-17_0202_1024Na gut, wandern im Schlafsack war dann doch keine Option, so realistisch war ich am nächsten Morgen trotz aller Glückseligkeit. So zogen wir also in “normalem Wanderoutfit” los zu den Fischen. Ich sage euch, die Lachse sind unglaublich eindrücklich! Wir haben Fische gesehen, riesig, knallrot, hunderte, tausende! Unten im Talboden war der grosse Adams River wie gesprenkelt. Derart viele rote Fische schwammen da drin. Alles Sockeye-Lachse. Und nicht nur da, bis zuhinterst in einem winzigen Bergbächlein waren sie. Einzig ein Biberdamm hat die Lachse in ihrer Wanderung gestoppt, solange noch irgendein Schlupfloch im Wasserlauf vorhanden war, 2014-10-17_0192-1024fanden wir Fische flussaufwärts. Sie sind alle die fast 500km vom Meer in Vancouver über den Fraser River bis hier hoch geschwommen, nur um zu Laichen und dann zu sterben. Viele Fische hatten den Zweck ihrer Reise auch bereits erfüllt, das war unschwer zu riechen, je näher man dem Flussufer kam. Für schwache Nasen ist der “Salmon-Run” also definitiv nichts! Es kann aber durchaus auch vorkommen, dass man eine Brise “verwesender Fisch” mitten im Wald abbekommt, weit vom Flussufer entfernt. Vögel, Bären oder andere hungrige Wildtiere verstreuen die Lachse nämlich gerne in grossem Umkreis…

Unsere Wanderung dem Lachs-Fluss entlang war aber auch noch aus einem anderen Grund unglaublich eindrücklich: ich glaube wir haben noch nie derart viele verschiedene Pilze gefunden! Unser bekannte Slippery Jack war da, aber auch Röhrenpilze, Trompeten, Baumpilze, in Haufen, einzeln, alles! Da sieht man mal wieder was es ausmacht, wenn es in einer Gegend etwas häufiger regnet. Unser Pilzmentor Gary hat wohl recht, es ist ein Jahrhundertpilzjahr! (Keine Angst, wir haben diesmal keine gepflückt, nur angeschaut und gestaunt.)

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Pilze, Fische und die absolute Glückseligkeit in Orange. Ich würde sagen, ein äusserst erfolgreicher Ausflug. Wohin gehn’ wir als nächstes?
^esther

 

Nachtrag von mir, Roland: “Es cha nie gnueg Bilder ha…!”

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Wandern…

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Pilze und noch mehr Pilze  🙂

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Leidenschaft oder Bauchweh?

2014-09-20_0010-1024Slippery Jack “Suillus tomentosus” heisst dieser Pilz (zumindest glauben wir das… )
Wir machen gerade unsere ersten Pilzsammler “Gehversuche”. Also eigentlich sind wir erst im Krabbel-stadium, wir haben nämlich noch keine Ahnung. Nun, immerhin sind wir sehr gut gerüstet mit Büchern über die hiesigen Arten. Sehr hilfreich. Aber leider nicht immer aufschlussreich. Finden wir einen Pilz im Wald so fragen wir uns stets in dieser Reihenfolge
1. “ist der jetzt giftig?” und dann 2. “Verda**t, den finde ich nicht im Buch!” Aber eins wissen wir, jeder Meister musste einmal als Anfänger starten, fragt sich nur wie lange er üben musste…

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Keine Angst, wir sind nicht kopflos. Wir haben uns nämlich ein Sicherheitsnetz aus Pilzmentoren aufgebaut. Pilzkontrollöre gibt es eben nicht in Kanada aber Pilzfanatiker, Pilzfetischisten und Pilzgötter. Unsere Freunde Sue und Gary gehören dazu. Sie suchen seit zig Jahren Pilze in der Schweiz und hier in Kanada, ein wandelndes Pilzlexikon. Gary kennt nicht nur alle beim deutschen, englischen und lateinischen Namen, er weiss auch immer, wie man diesen Pilz am besten mit Knorr und Vollrahm verfeinert auf den Teller bringt. Auch Peter, ein pensionierter Münchner, hat uns sehr viele interessante Hinweise gegeben und zudem ein Buch zum starten.
Unser Sicherheitsnetz funktioniert so:
Im Wald sind wir auf gut Glück alleine unterwegs. Doch eben, sicher ist sicher, es wird nichts gepflückt, was nicht von unserer Prüfinstanz gutgeheissen wurde. Haben wir einen Pilz entdeckt, wird er darum zuerst einmal nur fotografisch gepflückt, heimgenommen und dann via Mail und Telefon abgeklärt, ob es sich wirklich lohnt, dieses Exemplar auch in richtig heim zu nehmen. Wie könnte es auch anders sein, unser erster Versuch endete mit einem knappen “GIFTIG!” am anderen Ende der Leitung.
(Lustigerweise meinte Wikipedia, dass Osteuropäer diesen Pilz verspeisen. Der Rest der Welt bezeichnet sie allerdings als giftig …?)

So schnell geben wir aber natürlich nicht auf. Damit wir unsere Sammlerlust nicht frühzeitig verlieren, hat uns Roland einen “Dörex/Dehydri̲e̲rer” gebaut, damit wir unsere vielen (hoffentlich dann mal essbaren) Pilze sofort für die Ewigkeit trocken können.

Et voilà. Bei einem weiteren Spaziergang mit den Huskies sind uns plötzlich sehr viele ähnliche Pilze aufgefallen. Unser Buch meinte, es könnte der schlüpfrige Hans sein, der “Slippery Jack”. Ich denke diesen Namen werden wir nie mehr vergessen. Foto schiessen, Mail an Gary und schon hatten wir die doppelte Sicherheit, dass wir endlich einen guten Pilz gefunden haben. “De muesch dööre und denn schmöckt er fascht wie en Steipilz” waren seine Worte. Ooooooh… da werden wir gluschtig! Also hopp, rein in die Stiefel und nochmals ab in die Pilze, diesmal begleitet von unseren Blitz-Gästen Susi und Gröfli aus der Schweiz. Wie immer haben uns die Huskies begleitet (die sich übrigens überhaupt nicht als Pilz-Suchhunde eignen, wie wir festgestellt haben. Sie interessieren sich leider immer noch ausschliesslich für Eichhörnchen und Rebhühner. Tsss… Food-Banausen!)

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Nach dem Sammeln kommt das Waschen. Uuuuuh ist das Zeit aufwändig. Zum Glück hat Roland die Geduld dazu, Esther hätte sie längst in den Wald zurück geworfen mit einem lauten “****!” Gras weg, Dreck weg, Stiele weg, Hüte in Streifen schneiden und ab in den Dörrer mit dem Fungus. Dort werden die Pilze bei ca. 38°C (mit einem ganz normalen Heizöfeli) während ca. 12 Stunden getrocknet. Und immer regelmässig Plätzli wechseln. Oben, Mitte, Unten. Damit auch alle schön gleichmässig trocken werden.

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So. Und jetzt steht die grösste Mutprobe an: sollen wir die fertigen Pilze nun kochen oder doch lieber erst einmal verschenken? Wir haben es mit einem Pilz Risotto ausprobiert. Es war kös-tlich! Wirklich, schlüpfriger Hans, du schmeckst fast wie ein Steinpilz, wenn du vorher getrocknet wurdest.
Keine Angst liebe Leser, 24 Stunden sind um, bisher wurden keine Probleme festgestellt, abgesehen von den üblichen Störungen fühlen wir uns immer noch purlimunter.

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Bei so viel Gaumenfreude konnten wir natürlich nicht widerstehen. Wir waren bereits wieder draussen bei “unseren Pilzen” und haben diesmal 1kg Frischware in unseren Dörex gelegt. 12 Stunden später sind es noch 70 Gramm, bereit für kulinarische Höhenflüge im Winter.

See you soon,
the Busers aka Mushroom-Hunters

Baselbieter Invasion

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Wenn Baselbieter Ferien machen, dann lassen sie alles zu Hause. Ausser Schoggi, Hochprozentiges und 1.6kg Fondue. Doch alles der Reihe nach.

Wir wussten, dass sie kommen: Leni, Mömmel, Käk, Jeanette und Karin. Wir dachten allerdings, sie kommen erst am Sonntag… Roland und ich waren darum nichtsahnend am Samstagnachmittag in Williams Lake beim einkaufen, als uns plötzlich die SMS von Jane erreicht: “All of your visitors have arrived  !!!” – Eure Gäste sind da !!!
Ups. Auch beim besten Willen dauerte es leider über eine Stunde, bis wir von Williams Lake nach Hause gefahren waren. Glücklicherweise nahmen es uns die Neuankömmlinge nicht allzu übel (oder versteckten ihren Ärger sehr gekonnt), die Freude war auf jeden Fall auf beiden Seiten sehr gross, als das Wiedersehen endlich stattfinden konnte. Lasst uns darauf anstossen!

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Wer schon bei uns zu Besuch war weiss, dass Ferien bei “The Busers” ganz schön anstrengend sein können. Erst muss man einmal viel essen, dann kommt man erst spät ins Bett, und am nächsten Morgen wird man bereits um 6 Uhr wieder rausgejagt “Es isch de einzig schön Tag! Morn schiffets!” “De Biber isch imfall Morgeaktiv, wenn ihr ne wend gseh, denn MÜEMMIR so früeh los.” “Es isch überhaupt ned wiit!” Guet, Guet, Guet, sie haben sich gefügt. Und es hat sich gelohnt. Optisch zumindest. 2014-09-07_0005-1024
Mr. Beaver (der Biber) hat leider gekniffen, er zeigte seinen Kopf nur einmal ganz kurz und rettete damit immerhin unsere Glaubwürdigkeit. Vermutlich war es ihm an diesem Morgen schlicht zu kalt.
Nach dem kurzen Marsch gönnten wir uns ein ausgedehntes Frühstück und schon gings weiter mit Aktivität Nummer 2: Hundespaziergang. Hände hatten wir genug, darum durfte für einmal das ganze Rudel mitkommen. Ausser Ayla, ihr krummes Füsschen macht den weiten Weg leider nicht mehr mit. Und Luigi, er weigerte sich wehement, das Gehege zu verlassen. Selbe2014-09-07_2053-1024r tschuld. Doch es gab immer noch genug Getier für alle Gäste. Richtig. Alle! Liebes Mami-Jeanette, bitte halt dich fest, deine Tochter ist nicht nur mitgelaufen, auch sie hatte einen eigenen Hund an der Leine! Und – sie hatte richtig Spass mit Xena!

 

Gut, wir müssen sagen, die Huskies sind auch einfach zum knuutschen, gell Leni. *2014-09-07_1041-1024

 

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Den Vogel abgeschossen haben wir am Abend. Wenn schon mal so viele Gäste an einem Tisch versammelt sind, dann wollen wir das ausnutzen. Also kochten wir das, wofür unser riesige Backofen ursprünglich gebaut wurde: Turkey. 5kg Truthahn. Glasiert mit Zwetschgen-Konfitüre, gefüllt mit 2014-09-07_0075b-1024Speck und Mangold, serviert im eigenen Saft. O.M.G. Schade haben wir nicht häufiger so viele Gäste am Tisch, wir würden gerne noch mehr Turkeys braten. (Vielleicht haben wir zum Glück nicht häufiger so viele Gäste am Tisch, meldet sich soeben der Verstand.) Vom Vogel blieb zumindest nicht viel übrig.

Mit vollem Bauch schläft sich’s lange, so standen am nächsten Morgen nur Leni und Esther bei aller Herrgottsfrühe bereits wieder am Ufer des Sees. Mr Beaver, Teil 2. Diesmal wollten wir unseren “Hausbiber” per Kanu suchen. Leider war auch er nicht in Zeige-Stimmung, zudem bewahrheiteten sich die schlechten Wetterprognosen und das Wasser kam bald nicht mehr nur von unten, sondern immer kräftiger auch von oben. So macht paddeln keinen Spass… Also schlossen wir uns Roland an und gingen zu dritt in den Wald. Bäume fällen. 2014-09-07_1064-1024Zwischen den Bäumen regnet es weniger, dachten wir. Ja genau. (Kann bitte jemand stellvertretend auf den roten Buzzer mit dem bösen Wort klicken? Merci.) Esther wurde es bald einmal zu kalt und ungemütlich, die Jungs hingegen blühten erst so richtig auf. Leni’s erster Baum fiel bei strömendem Regen, Baum 2,3,4,… (wie viele waren es eigentlich?) hat der Schreiberling dieses Artikels nicht mehr mitgekriegt, weil es ihr wie gesagt bald mal zu kalt und ungemütlich wurde im Wald. Zudem war die Verlockung nach frischem Kaffee aus Jeanette’s Bialetti-Espresso-Superkocher einfach zu gross. Mmmmmmmh, er fehlt mir jetzt schon….

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Nun, was macht man mit dem Rest dieses regnerischen Tages im Cariboo? Genau. Souvernir-Shopping. Exgüsi liebe Göttikinder, für euch hat das Ferienkässeli leider nicht mehr gereicht….

Käk, Mömmel, Roland (im Laufe des Spiels “chasch-churz-für-mich-iispringe” ersetzt von Leni) und Esther amüsierten sich derweil mit dem höchst unterhaltsamen Rollenspiel “Munchkin“. Wie vergeht die Zeit doch wie im Flug! Schon wieder Zeit für Essen. Was nun folgt, bedarf definitiv keiner Worte. Das muss man sich auf der Zunge vergehen lassen….. (Hey, angerührt mit echtem Baselbieter Kirsch und Maizena!)

DCIM112GOPROSchade, dass ihr schon wieder weiterreisen musstet, wir haben die kurze Zeit mit euch riesig genossen. Unsere Bäuche waren voll wie lange nicht mehr, wir haben getrunken, gelacht und philosophiert (moooooll!) und ein so grosser RV ist definitiv noch nie auf unserer Lichtung gestanden. Ihr habt uns aber so viele Gschänkli aus der Schweiz mitgebracht, dass wir jeden Tag mindestens dreimal an euch denken. Wett no öpper es Schoggistängeli?
🙂
^ esther & roland

 

* Leider müssen wir am Ende dieses Artikels eine traurige Botschaft anbringen:

Otto, unser aller liebster Leithund ist von uns gegangen. Niemand hatte damit gerechnet, wir sind alle überrascht, bestürzt und sehr traurig. Er hat ein Plätzchen am Ufer des Sees erhalten, wo er nun jeden Morgen die Sonne aufgehen sieht. Dear Otto, you left your pawprints on our hearts, we’ll never forget you!