Monthly Archives: February 2014

How To Build A Bridge For Dummies

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Das schöne an der Welt in Kanada: sie ist noch nicht fertig. Da hat es zum Beispiel noch nicht über jeden Bach eine Brücke, man muss die manchmal noch selber bauen, wenn man das Wasser überqueren will.
Andy, ein Freund von Rainer, und ebenfalls ein Musher, hatte genau dieses Problem: das Wasser war seinem Hundeschlitten im Weg. So hat er uns gefragt, ob wir ihm nicht helfen würden, eine Brücke zu bauen und so einen wunderschönen Trail für die Schlittenhunde zugänglich zu machen. Wir waren natürlich hell begeistert und wollten auf jeden Fall bei diesem Event dabei sein.

Bei -30°C um 09:30 ging es los. 2 Kettensägen, ein Schneetöff, ein paar Schaufeln, zwei/drei Sperrholz-Abschnitte, ein paar Nägel und einen Hammer hatten wir dabei.
Den Anhänger und die beiden Pickups mussten wir an der Strasse stehen lassen und die restlichen rund 1,5km zu Fuss gehen. Rainer und Andy brachten das schwere Gerät mit dem Schneetöff zum Bauplatz.

Eine kurze Besprechung, und wir wurden belehrt, dass wir nun ein paar Bäume bräuchten um diese Brücke zu bauen. Das hätten wir Dummies auch noch gewusst 😉
In nächster Nähe standen zwei tote Bäume im Wald, die durften wir als erstes fällen. Oder sagen wir: probieren zu fällen…. Denn bereits der zweite Baum fiel komplett in die falsche Richtung und war im hohen Schnee leider nicht mehr erreichbar. Tja das war der erste Baum für Roland im 2014, das kann nur noch besser werden.
So suchten wir halt etwas weiter weg vom Bach nach Bäumen von rund 40cm Durchmesser, die wir für unsere Brücke schneiden konnten. Nur tote Bäume natürlich, die lebenden sollen unbedingt weiter wachsen!

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Esther und Andy blieben derweil am Bach und fingen an,  eine Art Fundament zu bauen. Also Schnee wegschaufeln und schauen wo das Ufer genau ist und da dann einen Absatz ins Eis hacken, auf den dann die Baumstämme zu liegen kommen.
Rainer schleppte die gefällten Bäume vom Wald mit dem Snowmobil zum Bach, dort mussten sie nur noch mit der Kettensäge auf die richtige Länge zugeschnitten werden.

 

 

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Nach knapp 3 Stunden hatten wir genug Bäume zusammen, die Brücke war breit genug, damit ein Hundeschlitten einigermassen bequem darüber kommt. Die “Logs” wurden mit Sperrholz-Abschnitten notdürftig miteinander verbunden, es soll ja nichts davonrollen. Ein Geländer gibt es natürlich nicht.
Fehlt nur noch der richtige Belag: Mit der Schneeschaufel warfen wir nun Schnee auf die Brücke. Esther stand mit ihren super Gummistiefeln bei mittlerweile sonnigen, aber immer noch kalten -15°C im Bach und begoss den Schnee mit Wasser, damit das ganze über Nacht zu einer kompakten Eisschicht frieren kann.

 

Ein paar Tage später haben wir von Andy erfahren, dass die Brücke super sei, er könne nun mit seinem Hundegespann problemlos den Bach überqueren.

Nachtrag: es ist anscheinend nicht erlaubt Brücken zu bauen in der Natur von British-Columbia. Also. Ihr wisst von nichts und wir waren nie im Busch von Canada, sondern in Sotchi…
^roland & esther

1,2,3,4,5,6,7,8 und ein Halber

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Können diese Augen lügen?

Nnnnnnnjä… Lügen ist sicher das falsche Wort, denn das würde eine böse Absicht suggerieren. Aber trauen würde ich diesen Augen auch nicht ohne Vorbehalt!
Geht es darum, etwas essbares zu ergattern, dann werden diese Augen zu einem einzigen See von Zuneigung und Liebe. Du glaubst, dieses Tierchen liebt nur dich, folgt dir auf Schritt und Tritt, weicht dir für den Rest seines Lebens nie mehr von der Seite. Falsch! Riecht nämlich kurz darauf beim Spaziergang im Wald etwas ganz besonders spannend, ist von Treue zum Herrchen plötzlich nicht mehr viel übrig, die Ohren werden taub, der Blick zum Tunnel und passt du nicht auf wie ein Häftlimacher, ist dein Weggefährte zack-weg! Und für die nächsten 3, 4 Stunden rufst du vergeblich….

Wir würden ja zu gerne wissen, was wirklich in den Köpfen der Huskies abgeht!
Ein bisschen glauben wir ja, haben wir die einzigartigen Charaktere entschlüsseln können…

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Otto, The Leader
Look at me! I’m the Boss. Ich weiss, wo’s durchgeht! Am Schlitten, im Rudel, im Haus. Du willst, dass ich auf dem Kissen schlafe, wie alle anderen? Pfff! Das ist für das gemeine Fussvolk. ICH schlafe auf dem grünen Teppich in der Küche. Riecht viel inspirierender.

 

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Oonah, The Bitch
Ich bin die Kleinste. Aber bei weitem nicht die Schwächste. Meine Beine sind so stark, wie mein Grind.
Mein Lieblingsplatz ist eindeutig das Sofa. Aber wenn ihr es unbedingt mit Ästen und Tüchern verbarrikadieren müsst, guet, dann bleibe ich halt auf dem Boden. Dafür müsst ihr mich jetzt doppelt so viel streicheln. Mehr! Noch mehr! So.
Die anderen Hunde? Mag ich. Mag ich nicht. Je nach Tag. Muss ich darum manchmal beissen. Grrrr!
Und lass mich ja nie aus den Augen und schon gar nicht von der Leine! Denn dann bin ich weg. Und schliesse mich wahrscheinlich dem nächsten Wolfsrudel an.

 

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Dakota, The Dancing Queen
Taptaptaptaptap-ta! Taptaptaptaptap-ta! I love food! So sehr, dass ich in Gedanken ständig am Fressnapf bin. Im Schlittengespann verliere ich darum manchmal die Orientierung, träberle etwas neben der Spur. Aber macht nüt. Im Haus? Wohnt meine Nase in der Küche. Am Tellerrand. Döf i chli haa? Döfi chli haa? Und jetzt? Und jetzt? Biiiiiiiiiiiiiteeeeeeeeeeeeee. Zitrone? Zwiebel? Apfel? Spaghetti? Jajajajaja! Nehme ich alles. GibGibGib! Was, wieso darf ich das nicht essen? Gar nüt? Isch-mir-doch-glich-öb-vom-Tisch-oder-nid! Nur bitzli probieren. Biiiiiiiiiiiiiiiiiteeeeeeeeee!!!

(Mein Alter kommt mir leider in der Nacht manchmal in die Quere…. Ich sollte dringend, aber es ist doch so dunkel! Und alle schlafen tief und fest… Uiuiuiuiui, ich kann nicht mehr! Ab ins Bad auf den Teppich. Und jetzt lege ich mich ganz brav zurück auf die Decke. Was??? Isch öppis passiert????)

 

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Kiki, The Twin
Ja, ich habe etwas Speck auf den Rippen, aber bei weitem nicht so viel, wie meine Zwillingsschwester Xena. Daran kann man uns nämlich sehr gut unterscheiden. Sie ist die mit dem dicken Kragen. Ich bin die, die den Kopf schief hält.
Ich bin eine sehr (!!!) gute Läuferin. Stundenlang, im Gleichschritt neben Porthos. Unermüdlich. Und ich bin unglaublich anhänglich. Am liebsten würde ich ja bei euch im Bett schlafen. Gib mir Liebe und ich gebe sie dir 1000endfach zurück. Ich lauf dir auch bestimmt nicht weg, selbst dann nicht, wenn du mich aus versehen vor der Tür vergisst…

 

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Xena, unser “Specki”
Vielleicht habe ich im Sommer etwas zu viel gefressen. Vielleicht braucht aber auch einfach mein Fell mehr Platz. Ansichtssache. Aber sei dir sicher, ich könnte den Schlitten locker auch alleine ziehen, würde man mich lassen. Erfahrung hab ich, ich lauf ja auch ganz vorne neben Leader Otto. Der nervt zwar manchmal ganz schön mit seiner hyperaktiven Art. Aber ich hüte mich, das laut zu sagen. Ich mags lieber ruhig. Bin bitz scheu. Lege meine Öhrchen eng nach hinten, ducke mich, gucke ganz vorsichtig von unten mit meinem blauen und meinem braunen Auge. Alles gut? Sicher?

 

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Luigi, un Italiano vero
Gäbe es in unserem Gehege ein Gym, ich wäre der an den ganz schweren Gewichten.
Hey baby, lugge ate me, baby. Viele Kraft! Stundenlange renne. Immer ziehe. Viele Kraft! Auch nach dem renne. Immer noch Kraft. Gar nitte gerne an der Leine! Du Mensch viel zu langsam für mich. Musse iche immer jaule. Lieber frei umegumppe. Komme auch zurügg wenne du miche rufe. Weil ich weisse, du gebe mir HappaHappa.
Ich, grande musculo!
(Und ich trage stilgerecht einen kleinen schwarzen Schnurrbart auf der Schnauze)

 

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Porthos, Dr.Phil. Master
Ich bin im Ruhestand. War lange genug Anführer dieses Rudels. Hab zwar meine Schnauze immer noch vorne, aber lasse jetzt die Jugend die Richtung angeben. Nur in Sachen Durchhaltewille bin ich immer noch ungeschlagen. Gib mir das Zeichen, ich starte durch und renne, bis ich halbtot in den Schnee falle.
Ich bin auch ein Philosoph. Stundenlang kann ich vor einer Wand stehen und sie anschauen. Geht sie weg? Gehe ich weg? Sind wir beide überhaupt noch da?

 

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Ayla, The Old Auntie
Ich bin eine der ältesten im Team. Und kann wegen meines Hinkebeins leider keinen Schlitten mehr ziehen. Aber drei Zähne habe ich noch. Und mit denen heule ich am lautesten von allen.
Ghörsch mi? Whooooooooo-hoooooooo!!!!

 

Nun fehlt noch ein “Halber”, genau der Kleine, welcher meint, er sei eigentlich der Grösste und Stärkste von allen….
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JayJay
Dear Fans, mache gerade Siesta in Mexico. Mir ist der lange Winter zu kalt.
Hasta luego, Amigos!

 

 

 

Ganz neu in der Snosibe-Herde und darum noch nicht fotografisch festgehalten sind “Silver, the wobbel-mobbel” und “Minny, die Unbarmherzige”. Zwei Alaskan Huskies.
Die beiden sind noch in der Probezeit. Ein anderer Hundebesitzer hat sie Rainer angeboten, weil sie für sein eigenes Schilttenhundeteam zu langsam waren. Nun, Silver entwickelt sich ganz gut, wohingegen Minny ihrem Namen alle Ehre macht….

We keep you posted!

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Hey Teacher! Leave us Kids alone!

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Ich will euch heute aus der kanadischen Schule berichten.
Seit einigen Woche gehe ich immer Donnerstags in den Ort (100 Mile House), um in der lokalen Primarschule den Kids beim Lesen auf Französisch zu helfen. Volunteering nennt sich das, Freiwilligenarbeit. Es sind 2. und 3. Grade-Schüler, das sind bei uns die 6-7 Jährigen.
(Kleiner Exkurs zum kanadischen Schulsystem: Schuleintritt ist hier mit 5 Jahren. Das Kind startet im 1st Grade, dann werden die Jahre durchgezählt bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit in Grade 12. Grade 1-7 sind die Elementary School, aka Primarschule. Grade 8-10 die Junior Secondary, aka Sek. Grade 11-12 die Senior Secondary, immer noch Sek. In Grade 10, 11 und 12 müssen die Kids zu sogenannten Provincial Exams antraben, dort wird das Wissen nach genormten Tests gemessen. Nach der obligatorischen Schulzeit geht es direkt an die Uni oder zur Arbeit, Kanada kennt praktisch keine Berufslehren. Laut Wikipedia hat das kanadische Schulsystem einen sehr guten Ruf, was sich überhaupt nicht mit der Meinung der europäischen Auswanderer deckt…) Nun noch ein kleiner Zusatz: Viele Gemeinden im englischsprachigen Gebiet bieten das “French Immersion” Programm an. Das ist eine Klasse, die komplett auf Französisch unterrichtet wird. Also nicht Französisch als Fremdsprache, sondern da wird auch in Französisch gerechnet oder die Natur besprochen, das Französisch ist also quasi wie das Hochdeutsch in unseren Schulen. Und in genau so einer Klasse gehe ich einmal die Woche vorbei.

Am Anfang war ich ja sehr erstaunt, wie gut die kleinen Kinder bereits Französisch reden. Erzählen frisch von der Leber von ihren Spielsachen, ihren Haustieren, ihren letzten Ferien, denkt man den starken englischen Akzent weg, ist es sogar sehr gut verständlich! ABER: die Kinder haben trotzdem keine Ahnung, wie Französisch eigentlich funktioniert. Leider. Weil auf das Sprachenlernen selber wird sehr wenig Wert gelegt. Dies äussert sich natürlich dann besonders deutlich, wenn man die etwas älteren Kids in der Junior High Klasse besucht…

Beispiel: Letzten Donnerstag war ich in der “French Immersion” Klasse, Grade 10 “mal kuck’n”. Haarsträubend! (Dass die Kids im Unterricht iPhones auf den Tischen haben und Chips knabbern, klammere ich jetzt mal aus). Und ok, ich muss hier auch noch erwähnen, dass der Unterricht ohnehin fast nicht stattgefunden hat, da wir das Finale der Eishockey-Frauen schauen mussten (Kanada hat die USA geschlagen und Gold geholt). Immerhin lief im Fernseher im Klassenzimmer das Spiel auf dem Französischen Kanal. Wer das Spiel verfolgt hat weiss, es gab Verlängerung. Und die Pause zwischen Hauptspiel und Verlängerung hat die Lehrerin flugs genutzt und mit den Schülern den (angekündigten) Voci-Test gemacht.
So. Und jetzt kommt der Punkt, liebe Französischliebhaber unter euch: Die Kinder werden seit der 2. Klasse AUSSCHLIESSLICH in Französisch unterrichtet. Das heisst, diese Klasse hat 7 – 8 Jahre Französisch hinter sich. Aber mindestens die Hälfte der Klasse konnte die Wörter être (sein) und avoir (haben) nicht konjugieren!!! (Je suis, tu es,  il est, etc.)

J’étais choquée. Point.
^esther

UmpaUmpaUmpaTötöRöööö

Bauer Ledig

Liebe Freunde der lauten, saisonalen Unterhaltungsmusik: wir haben ein sehr interessantes Mail für euch erhalten.
Wie ihr alle (oder emel sicher die meisten) wisst, sind wir grosse Fans dieser Serie auf einem Schweizer Privatsender, in der es um die Partnersuche im primären Sektor unserer Wirtschaft geht. Also meist sind es die männlichen Exemplare, die eine weibliche Ergänzung suchen (ganz selten gibts das auch mal umgekehrt, einzelne Versuche mit Männchen/Männchen oder Weibchen/Weibchen fanden auch schon statt). Und natürlich können wir fast nicht mehr warten, bis die neue Staffel endlich wieder losgeht!
Als richtige, ja man kann fast sagen Hardcore-Fans, sind wir darum auch zutiefst erschrocken, wie wir erfahren haben, dass es der Produktionsfirma offenbar noch nicht gelungen ist, genug paarungswillige Männchen für diesen Sommer aufzutreiben.Mail

Da ist es natürlich EHRENSACHE, dass wir helfen, vor allem, wenn wir so nett darum gebeten werden.
Nun, wir sind ja überzeugt, das Casting scheiterte bislang ganz einfach daran, dass die Herren/Damen des Privatfernsehens mit den falschen Worte nach paarungwilligen Guggenmusik-Bauern gesucht haben.
Darum haben wir den Aufruf kurzerhand übersetzt:

UmpaUmpaUmpaTötöRöööö

Hey! Fasnächtler! Kriecht mal unterm Tisch hervor und nehmt die Watte aus den Ohren, wir haben was für euch!
Es betrifft die Zeit, in der wir uns am nächsten Morgen noch an den Abend davor erinnern (kann ja mal passieren). In der wir nicht ständig Schminke auf Bettwäsche und Frotteetüchern haben. In der unser Tinitus etwas leiser wird. Die Zeit, in der wir die Tage zählen, bis es endlich wieder losgeht. Genau. Ich rede vom Sommer. Also. Auch in diesem Sommer gibt es wieder diese Verkupplungskiste. Die da im Fernsehen. Die Starthilfe für “Knooorzis”, die noch keine Frau gefunden haben, die auch abgeschminkt noch das Bett mit euch teilen will. Genau. Das mit dem Marco Fritsche (der ist uns egal), aber die scharfe Christa ist auch wieder am Start (!!!).
Hansi (wenn er dann noch Major ist) und die ganze Guggenmusig Rädäbätsch werden euch auch helfen, wenn ihr das obligatorische Hoffest organisieren müsst, Hansi meinte, dann könnten wir grad unsere erste Guggenprobe für die nächste Saison bei euch im Stall machen.

So. Anmelden müsst ihr euch oder eure Kollegen nun selber. Ich stürze mich jetzt wieder in mein rosarotes Kondom-Kostüm für den Maskenball der Schlüdereglünnggis heute Abend. Das wird ein SPASS!!!

Me gseht sich im Car.
Proscht.

 

O’pflanzt is!

Vielleicht haben wir uns von euren Fotos aus der Schweiz anstecken lassen, von den Krokussli, Schneeglöggli und Schlüsselblümchen. Vielleicht hat uns aber auch der grosse Temperaturunterschied von letzter Woche bis heute beeinflusst (nach arktischer Kälte von – 30 Grad sind es nun nur noch 0 Grad, was doch ein gigantischer Sprung ist). Dennoch ist hier von Frühling natürlich weit und breit noch nichts zu sehen, der Schnee liegt weiterhin dick und weiss. Von selber spriesst hier also noch gar nichts. Aber egal, bei uns ist es soweit, wir haben getopft.

Topf close

(v.l.n.r. oben: Schnittlauch / Basilikum / rubinroter Basilikum
unten: Wilde Wetland-Pfefferminze, selbstgesammelt / irgendein Rosmarin-Hybrid / grossblättriger Peterli)

Die Kanadier im Laden haben auch den Kopf geschüttelt, wie wir mit 10 verschiedenen Säckchen mit Saatgut an der Kasse standen: “You are not already planting, are you???? You know that we get frost until May? Most people in the area do not start planting before March/April!” (Für die Nicht-Englisch-Sprachigen: “Seid ihr nicht ganz bei Trost? Es ist viiiiiiel zu früh zum pflanzen! Ihr wisst schon, dass es hier noch bis im Mai gefriert? Jeder, der nur ein bisschen Ahnung von Garten hat in der Gegend, der pflanzt allerfrühestens im März, eher aber erst im April!”) – Türli wissen wir’s! Aber Geduld war noch nie unsere Stärke.
Und schliesslich ziehen wir ja erst die Samen. Und auch erst die Samen von den Kräutern. Und die Kräuter haben wir sowieso drin. Also – don’t panic!!
Und so warten wir gespannt, in welchem Topf das erste Grün spriesst…

Ich wette auf Peterli.
^esther

Topf

 

 

 

Gestreckter Adler vorwärts

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… vom Yeti gebissen, oder was man halt an einem bewölkten Nachmittag im kanadischen Busch so macht 🙂

Heute war Pausentag. In Sachen Sonne zumindest. Schon gestern hat das Wetter umgeschlagen, es ist wieder deutlich wärmer (-1 Grad nachmittags), es hat etwas geschneit, und vor allem viel gewindet. Das heisst, unsere schönen Hundeschlitten-Langlauf-Schneeschuh-Trails sind komplett verweht und zugeschneit.
Groomen ist angesagt! (Kurze Erklärung für alle nicht-Kanadier: “Groomen” = Schnee schnüüzen in Englisch. Der Groomer ist so eine Art Pflug, den montiert man hinten am Schneetöff, der Pflug ist sehr schwer, und der schneidet mit einem gezackten Messer die oberste Schneeschicht weg und drückt das ganze platt. Hinter dem Gefährt gibt es dann diesen gewellten Weg, wie vom Pisten-Ratrac. Genau, die Wellen, die man auf der Skipiste am Morgen immer als erste befahren will). Und was hier draussen ja so toll ist: es gibt keinen, der einem diese erste Fahrt auf den Schneewellen wegnimmt. Haha!
Aber noch viel mehr Spass macht es, wenn man diese Wellen nicht erst am Morgen danach reitet, sondern direkt, so wie sie entstanden sind.

Lasst mich doch von Anfang an erzählen: Groomen, ist eigentlich eine 1-Mensch Aktion. Einer (Rainer) sitzt alleine auf dem Schneetöff, hinten dran der Pflug, und fährt dann gemächlich die zugeschneiten Wege ab. Fertig.
Wenn der Schneetöff gross genug ist (was hier der Fall ist), kann ein zweiter Mensch (Roland) hinten drauf sitzen und mitfahren. Das ist ganz praktisch, sollte zum Beispiel ein Baum quer über dem Weg liegen (was hier durchaus vorkommen kann), oder sollte man mit dem
Schneetöff im Tiefschnee steckenbleiben (auch das kommt durchaus vor).
Und es ist natürlich für uns Busch-Neulinge sehr spannend, da wir so ständig mehr von unserer Umgebung kennenlernen. Mit dem Schneetöff kommt man in 2 Stunden wesentlich weiter, als mit den Schneeschuhen!
Gut. Und jetzt zur 3. bis anhin überflüssigen Person (ich): die sollte eigentlich daheim bleiben und die Wohnung staubsaugen, doch das eilt ja zum Glück nicht. (Das ist ja auch das gute hier draussen: sieht ja keiner!)
Also rauf auf die Schuppen-Skier, und ran ans Seil. Hinten, am Snowmobil montiert, genug lang, damit die Skispitzen nicht plötzlich im Pflug stecken, ergänzt mit einem kurzen Bungee (Gummiseil, das absorbiert schnelle Tempoänderungen), et voilà, fertig ist das … Hm. Ich hab grad keinen Namen für diese Konstruktion … Nennen wir sie: Lady-Schlepper.
So. Und jetzt nehme ich alles zurück, was ich über diese Schuppen-Skier gesagt habe! Die sind nämlich ganz schön schnell, wenn der Motor stimmt!
Links. Rechts. Hoch. Runter. Scharfe-Kurve. Achtung-Baum! Ducken. Schneegestöber. Noldi-Gaggi (zum Glück trag ich Skibrille!) Weiter. Halt! Peng.

Nach zwei Stunden wilder Fahrt durch die Gegend, beherrsche ich hervorragend folgende Bremstechniken:
– gestreckter Adler vorwärts
– kreuz über quer gespitzt
– Schneekugel in alle Richtungen
– Sandsack (auch bekannt unter dem Namen: Textilbremse)

Stilnote? Ich würde sagen 5.0 von wie viel dürft ihr selber entscheiden.
(Und jetzt bin ich nur noch gespannt, wo ich morgen überall Muskelkater haben werde…)
^esther

Ps: ich glaube, jetzt hat grad der Hund unter dem Tisch gerülpst. Wusste gar nicht, dass die das auch können!

Gold für Dario, Bronze für Esther

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Es muss eine ganz einfache Erklärung geben für unsere
nationalen Erfolge im Langlauf.
Es muss irgendwo in unseren Genen gespeichert sein.
Ich meine, reisst sich der Dario Cologna im Herbst beim Joggen die Sehne und holt sich dann trotzdem (!!!) auf Anhieb Olympiagold!
Und dann wir, stehen im Januar zum ersten Mal in unserem Leben überhaupt auf Langlaufskiern und holen an unserem allerersten Rennen, dem Cariboo Marathon, direkt Bronze!!

 

 

Anmerkung 1: in der Gruppe Recreational 20km, Recreational = Pläuschler
Anmerkung 2: Zeit? 2:06:08, aber mit Schuppen-Skiern, das ist quasi Langlauf mit angezogener Handbremse, da muss man auch beim runterfahren noch angeben!
Anmerkung 3: Die Bronzemedaille gebührt Esther allein, Roland hat ausser Konkurrenz am Rennen mitgemacht, er gewann aber eindeutig in der Kategorie “Schneebart”.
Wir starteten am Morgen bei -22 Grad, kälter war es in der Geschichte des Cariboo Marathon nur 1984 mit -24 Grad…

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Anmerkung 4: An der Preisverleihung am Abend gab es einen Schoggibrunnen!! Und Tanzmusik. Es heisst, dieser Anlass sei eines der Highlights des Jahres hier in 100 Mile House. Passt!

– 30 Grad

– 30 Grad. Das ist wie wohnen in der Tiefkühltruhe. Wobei dort die Mindesttemperatur offenbar nur bei -18 Grad liegt, hat mir Wikipedia erklärt…

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Diese extreme Kälte war ja mit ein Grund, warum wir gerade im Winter nach Kanada gegangen sind. Wir wollten dies einfach mal erlebt haben. Und nach anfänglicher Gnadenfrist bei – 10 Grad, ist das Thermometer nun seit einigen Tagen in der roten Zone (rote Zone bezieht sich in erster Linie auf meine Nase).
Das spannende an dieser Kälte ist ja, dass sie einen nicht nur draussen beschäftigt, sondern es fängt bereits drinnen an. So starte ich zum Beispiel im Moment meine Dusche mit dem Föhn. Genauer gesagt startet Roland meine Dusche mit dem Föhn. Unser Abflussrohr gefriert nämlich ständig zu… und nachdem ich dreimal dachte “das taut dann schon auf vom warmen Wasser, es braucht nur etwas Zeit”, die Duschwanne kurz darauf randvoll mit Wasser war, wir in der Folge das Wasser mit Pfannen abschöpfen mussten (und wie immer in solchen Situationen ist die Wanne ja genau dann voll, wenn man sich von oben bis unten einschamponiert hat und garantiert keine Duschpause brauchen kann…), und es ist wirklich nicht angenehm, wenn man nass und voller Seife in der Dusche steht, bei einer Raumtemperatur von ca. 17 Grad (dazu kommen wir später). Aber eben. Wir sind ja lernfähig, und seither startet meine Dusche eben mit dem Föhn. Sprich: ich teste schnell, ob der Abfluss läuft (was er eben nicht tut), dann schnappt sich Roland meinen Föhn, geht damit in die Werkstatt runter (wo die Leitungen von unserem Haus durchlaufen) und taut dann süüüferli mit dem Föhn die Leitungen auf. (Danke Schatz!!)

Nun zur Frage: warum sind es in unserem Bad nur 17 Grad? Dafür gibt es mehrere Gründe:
1. Bei – 30 Grad geht ihr nicht aus dem Haus ohne dicke, warme, lange Unterhosen (genau, diese Liebestöter). Und wenn ihr reinkommt, dann zieht ihr alles aus. Jacke, Mütze, Handschuhe, Halstuch, Sensationell-bei-jedem-Wetter-Muckboots alles, bis auf diese dicken, warmen langen Unterhosen. Und weil die Dinger wirklich sehr schön warm sind, würde man bei 22 Grad Raumtemperatur schwitzen (ist jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber so ungefähr in diese Richtung geht’s).
2. Wir haben keine Bodenheizung. In Wohnzimmer und Schlafzimmer macht dies nicht so viel aus, da haben wir Holzböden, zudem laufen wir den ganzen Tag in unseren Superwarm-Daunenfinken rum. Im Bad haben wir aber Plattenboden, entsprechend ist es da immer etwas kälter. Und da man mit diesen Daunenfinken nicht so gut duschen kann, kriegt man natürlich rasch kalte Füsse.
3. Bei – 30 Grad kommt unser Holzofen etwas an den Anschlag. Wir heizen ja lediglich mit einem Ofen im Wohnzimmer, der reicht im Normalfall zur Genüge, aber er will regelmässig gefüttert werden. Bei diesen Temperaturen besonders. Und wenn wir das mal vergessen (weil wir mit unseren dicken, warmen, langen Unterhosen in den Superwarm-Daunenfinken auf dem Sofa sitzen und heissen Tee trinken), dann sinkt die Raumtemperatur ziemlich zackig von angenehmen 20 Grad auf eben 17 Grad oder noch tiefer…
Mit dem gleichen Phänomen kämpfen wir übrigens auch jeden Morgen: Auch wenn wir in der Nacht mindestens einmal Holz nachlegen, ist es am Morgen dennoch meist nur noch so um die 14 Grad im Wohnzimmer.
Was einem dann aber wiederum, kaum ist man einmal kurz vor die Tür gestanden, so vorkommt, als wäre man in Rio am Strand (das ist jetzt vielleicht wieder etwas übertrieben, aber ein bisschen kommts schon hin).

Das Leben bei – 30 Grad mag unglaublich anstrengend klingen, aber ich sage euch, man gewöhnt sich daran. Und ehrlich gesagt, finde ich diese Extremtemperaturen gar nicht mühsam, sondern sehr, sehr toll! Die Welt draussen ist fantastisch! Im Wald knacken die Bäume, die Luft ist unglaublich klar, der Schnee knirscht nicht mehr, der knackt richtig unter den Füssen und der Rauch vom Kamin steigt auch nicht mehr in den Himmel auf, sondern blidet lange Schleierwolken und bleibt ein paar Meter über dem Boden hängen. Herrlich.

Man muss bei diesen Temperaturen auch nicht den ganzen Tag mit den Daunenfinken auf dem Sofa sitzen und heissen Tee trinken. Kommt nämlich die Sonne hervor (was sie derzeit täglich tut) dann wird es schnell wärmer, und gegen Mittag haben wir dann wieder angenehme -16 Grad. Bei diesen Temperaturen gehe ich langlaufen, und habe bei dieser Gelegenheit mal wieder meinen Damenbart kennenglerent.
^esther

Esther im Schnee1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS. Mitteilung an alle Schüler: Hier gibt es sowas wie Kältefrei. Wenn die Temperaturen morgens um 6 Uhr bei -32 Grad sind, dann fahren die Schulbusse nicht. Auf der Homepage der Schule wird dann sofort eine entsprechende Warnung platziert.
Bildschirmfoto 2014-02-07 um 08.57.59Weil die meisten Schüler hier von diesen Bussen eingesammelt werden, können sie folglich nicht zur Schule gehen (bzw. sie haben eine hervorragende Ausrede)
In der Primarschule erscheinen an solchen Tagen noch etwa die Hälfte der Kinder zum Unterricht, weil die Eltern sie persönlich abladen, in der Sekundarschule, wo die Kinder selber entscheiden, bleiben die Zimmer logischerweise: komplett leer.

 

Elch = Wildtier. Nicht knutschen!

Eine weitere Geschichte aus der Kategorie: Wildtiere und wir.
Diesmal starte ich mit einem Zitat von mir selber: “Auf diesem Sofa wird morgens um 06:30 das erste Kaffee getrunken und gewartet, bis vor dem Fenster der Tag erwacht. Ich bin sicher, irgendwann läuft genau dann ein Elch vorbei. Irgendwann. Ganz sicher!”
So. Ich habe aber nicht geschrieben: UND GEHT NICHT MEHR WEG.

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Folgendermassen.
Man stellt sich Wildtiere im eigenen Garten ja immer sehr romantisch vor (siehe auch: Noldi, der Hengst, bzw. Noldine, die trächtige Stute… wir sind uns also immer noch überhaupt nicht sicher!) Wildpferde, oder eben so ein Elch, der vorbeiläuft, einem nett zuzwinkert, sein Kalb, das auf den überlangen Stelzenbeinen lustig und etwas tapsig hinterherhüpft. Jöööööö!! Nun, in der Realität ist ein Elch im Garten aber gar nicht süss, sondern im Gegenteil: recht bedrohlich.
Ein paar Fakten:
– Ein erwachsener Elch (kanadisch: Moose, kommt vom Algonquin-Wort mooswa “Zweig-esser”) kann bis 3 Meter lang werden, die Schulterhöhe ist über 2 Meter
– wiegt zwischen 550 kg und 700 kg
– kann schneller als 50 km/h rennen
– easy 16km schwimmen und über 5m tief tauchen (!!!)
– mag es GAR nicht, wenn man ihn beim Fressen stört

Nun hat natürlich genau so eine riesige Elchkuh mit ihrem Kalb beschlossen, dass die zartesten Zweiglein genau zwischen unserem Häuschen und dem Haupthaus von Jane und Rainer wachsen. Läck bin ich verschrocke!!! Gehe ich mit dem Hund frühmorgens aus dem Haus, um (wie immer) die Hühner zu füttern, nehme (wie immer) den Weg dem See entlang, und blicke plötzlich einem gigantischen Tier in die Augen (nicht wie immer!).
Glücklicherweise hatte ich einen Hund dabei, wahrscheinlich auch genug Lärm gemacht, oder die Elchmama hat sich aus irgendeinem anderen Grund nicht von mir bedroht gefühlt… auf jeden Fall hat sie mich nicht angegriffen, sondern hat gemütlichst noch ein paar Zweige gekaut und ist dann davongezottelt. Glück gehabt! Ich notierte es innerlich sofort auf der Liste “Das werde ich meinen Enkeln erzählen!”
Was ich an diesem Morgen aber noch nicht begriffen hatte: die Elchmama und ihr Kalb haben sich nicht etwa ausnahmsweise zu uns verirrt, sondern die sind ganz offensichtlich da eingezogen! Am nächsten Morgen habe ich sie nämlich schon wieder überrascht. Mann!

Und jetzt kommts noch dicker: Gestern waren wir mal wieder im Ort vorne, in 100 Mile House. Als wir heimkamen, war es bereits dunkel (ca 18 Uhr). Ich musste noch schnell bei Rainer im Haupthaus vorbei, ein paar Sachen vorbeibringen, also hat mich Roland mit dem Auto direkt hingefahren, und ich wollte später die paar hundert Meter im Dunkeln heimlaufen (schon tausend Mal gemacht, und Schnee sei dank, sieht man auch ohne Taschenlampe genug). So zumindest war der Plan. Aber wie ich da mit Rainer noch ein bisschen redete, klingelt plötzlich mein Telefon. Das an und für sich ist schon eine Sensation, ruft mich doch nie jemand auf meine kanadische Nummer an! Erst recht nicht am Samstag Abend. Gucke ich auf das Display und sehe: Roland. ???Was isch denn los??? De ELCH!!!
Diesmal hat sich die Elchmama und ihr Kalb nicht die Büsche ZWISCHEN den beiden Häusern ausgesucht, sondern die Sträucher DIREKT vor unserer Haustür. Heieiei. Mein besorgter Ehemann wollte natürlich verhindern, dass ich mich, nichtsahnend, plötzlich Auge in Auge mit dem Elch wieder finde.
Und was macht man im kanadischen Busch in dieser Situation? Genau. Rein ins Auto – 300 Meter zum Haupthaus hinüberfahren – Esther einladen – und wieder heim.
Den Elch haben wir in der Nacht nicht mehr getroffen. Vermutlich hat er sich hinter einem Schneehaufen versteckt. Weit weg ist er auf jeden Fall nicht gelaufen, denn heute frisst er gemütlich beim Bienenhäuschen…

Ab jetzt heisst es also, in grossem Bogen aussenrum laufen. Mit genug Abstand passiert nichts, denn Elche können zwar viel, aber zum Glück nur ganz schlecht sehen.
^esther

PS. Falls ihr euch noch an die Geschichte “Bein ohne Elch” erinnert: Wir hatten ja vermutet, dass Kojoten letzte Woche das Elchkalb gerissen haben. Als ich nun heute Morgen die Elchkuh und ihr Kalb überraschte, bin ich zwar erschrocken, gleichzeitig ist mir aber auch ein Stein vom Herzen gefallen. Das Kalb lebt! Das heisst aber, dass wohl ein anderer Elch dran glauben musste…